Theaterpremiere:Ärger im Villenviertel

Westend; Deutsches Theater Berlin

Gesellschaftsdiagnose zwischen Larmoyanz und Selbstgerechtigkeit: Eduard (Ulrich Matthes) und Charlotte (Anja Schneider).

(Foto: Arno Declair)

Selten harmloses und zähes Ende der westlichen Wohlstandswelt: Moritz Rinkes neues Stück "Westend" wurde am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt.

Von Peter Laudenbach

Eduard, so nennt Moritz Rinke einen Berliner Schönheitschirurgen in den besten Midlife-Crisis-Jahren, hat große Pläne. Er freut sich über die alte Villa, die er und seine Frau Charlotte eben gekauft haben. Noch ist das Haus eine Baustelle, aber ihr Ausbau beschwingt den Fachmann für optimierte Nasenkrümmungen und formvollendet gestraffte Brüste. Er träumt von Empfängen für "tout Berlin", also den Kundenstamm seiner Verschönerungskünste. Charlotte, eine Sängerin, probt im noch leeren Salon für ihren Auftritt in Haydns Oratorium "Die Schöpfung" in der Philharmonie. Für Unruhe im Idyll sorgt Eduards Jugendfreund Michael. Er kommt von einem Einsatz für Ärzte ohne Grenzen aus Afghanistan zurück und weiß eindringlich von amputierten Kinderbeinen und der Wirkung von Splitterbomben zu berichten. Dafür, dass auch ein erotisches Flirren nicht fehlt, ist Lilly zuständig, die Tochter eines promisken Filmregisseurs aus der Nachbarschaft. Es kommt, wie es genregerecht kommen muss: Eduard kann den Reizen der Nachbarstochter nicht widerstehen, seine Gattin hat schon länger etwas mit Eduards Jugendfreund Michael, und am Ende ist Charlotte schwanger.

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