Festival d’Avignon:Ein Fest der kämpferischen Liebe

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Die Extremperformerin Angélica Liddell eröffnet im Ehrenhof des Papstpalasts mit "Dämon. Die Beerdigung von Bergman" das Theaterfestival von Avignon. (Foto: Christophe Raynaud De Lage/dpa)

Die Performerin Angélica Liddell verteidigt im Papstpalast fulminant die Freiheit der Kunst. Überhaupt: Das Theaterfestival in Avignon positioniert sich in diesem Jahr politisch sehr klar.

Von Reinhard J. Brembeck

Der Papst darf natürlich nicht fehlen. Würdevoll schreitet der alte Mann über den riesigen roten Bühnenboden der Cour d’Honneur des Papstpalastes von Avignon, wo die katholischen Kirchenführer im 14. Jahrhundert residierten. Er zählt die Rollstühle an der Seite, sonst sieht man nur Urinoir, Bidet, WC und geht befriedigt ab. Das Theaterfestival in Avignon ist weltberühmt, zur Eröffnung kamen sechs Stücke von renommierten Theatermachern heraus, die stärksten davon in den legendären Open-Air-Spielstätten des Festivals. Im Papstpalast stellte die Radikalperformerin Angélica Liddell mit der fulminant die Kunstfreiheit einfordernden Show „Dämon“ das Begräbnis des von ihr verehrten Filmemachers Ingmar Bergman nach. Im aufgelassenen Steinbruch von Boulbon – die Anreise im Bus ist ein Abenteuer – denkt Festivalchef Tiago Rodrigues in einem ähnlich furiosen Spektakel die „Hekabe“ des Euripides ins Heute weiter, es geht um Kindesmissbrauch bis hin zum Mord durch den Staat.

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