Theaterdonner in Salzburg:Geld oder Rücktritt

Salzburgs Festspielintendant Alexander Pereira steht für künstlerische wie finanzielle Weltrekorde. Das wusste man in Salzburg, als man ihn zum Chef des Festivals kürte. Doch nun sind dem allmächtigen Kuratorium die Budgetplanungen Pereiras zu hoch. Die Konsequenz: Der Kulturmanager droht vor Beginn seiner ersten Saison mit Rücktritt.

Reinhard Brembeck

Alexander Pereira ist ein von Musik besessenes Finanzgenie. Er strebt, sehr viel deutlicher als jeder andere Intendant, nach Optimierung. Der Mann steht für künstlerische wie finanzielle Weltrekorde. Das hat er an der Zürcher Oper bewiesen. Und das wusste man auch in Salzburg, als man ihn zum Festspielchef kürte. Also erweiterte Pereira seine ersten Festspiele, die in diesem Jahr stattfinden, um ein Festival religiöser Musik, er setzte mehr Aufführungen an und hat bei den vorausgehenden Pfingstfestspielen die Einnahmen verdoppelt.

Alexander Pereira

Alles ausfinanziert? Alexander Pereira ist zum Absprung bereit. 

(Foto: dpa)

Pereira rast auf Autopilot dahin, doch das geht manchem in Salzburg zu schnell. Die Rede ist vom allmächtigen Kuratorium der Salzburger Festspiele, das jetzt das Budget für Pereiras zweite Spielzeit hätte absegnen müssen. Es hat sich auf Ende Juli vertagt. Pereira hat für 2013 die Summe von 64 Millionen Euro verplant - das sind 25 Prozent mehr, als die Festspiele 2011 gekostet haben.

Eine solche Steigerung ist für das Kuratorium nicht hinnehmbar. Pereira, so die Forderung, möge sich mit 60 Millionen begnügen. Was ihn zu einer Kampfansage verleitete: So würden die Festspiele gegen die Wand gefahren, was er nicht mitmachen werde.

Pereira hat die Gabe, ein Gegenüber für seine Leidenschaft zur Musik zu begeistern. Das hat ihm in Zürich Millionen an Spenden eingebracht. Und mit dieser Methode arbeitet er auch in Salzburg.

Weil die öffentliche Hand in der letzten Dekade die Lohnsteigerungen überhaupt nur in zwei Jahren angepasst habe, sieht sich Pereira geradezu genötigt, private Gelder zu akquirieren, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Sonst, erklärt Pereira, könne er 2015 gar keine Oper mehr produzieren. Ein besonderes Problem stellt für den Intendanten das kommende Jahr da, Verdi wie Wagner hätten da 200. Geburtstag feiern können. Also will und muss er das Opernprogramm aufstocken.

Mehr Geld ausgeben, um mehr Geld zu verdienen

Wie jeder gute Manager weiß auch Pereira, dass man manchmal mehr Geld ausgeben muss, um mehr Geld zu verdienen. Diese Weisheit aber ist nicht jedermann und erst recht nicht Politikern leicht zu vermitteln, zumal in Zeiten einer womöglich bald weltweit ausgreifenden Wirtschaftskrise.

Für solche Bedenken aber hat Pereira nicht viel übrig. Auch nicht für die Befürchtung, dass die Festspiele in allzu große Abhängigkeit von privaten Geldgebern geraten könnten, oder dass es seinem Nachfolger nicht gelingen könne, im Schatten Pereiras zu bestehen. Zumal das Budget für 2013 schon ausfinanziert sei. Dass seine Pläne ein Risiko bergen, dürfte für Pereira eine quantité négliable sein. Was das für die Festspiele verantwortliche Kuratorium naturgemäß anders sieht.

Weil aber keiner gewinnen kann, wenn es jetzt zum Bruch kommt, und da jede Seite ein vitales Interesse an den Festspielen hat und die apodiktisch formulierten Positionen längst mit unzähligen Wenn und Aber unterfüttert werden, wird es spätestens Ende Juli zu einer Einigung kommen - bei der es nur Sieger geben kann.

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