Theater:Welch seltsames Gebaren

"Insgeheim Lohengrin": Im Münchner Residenztheater lässt Alvis Hermanis fünf Wagner-Fans aufeinander los. Fans voneinander werden sie leider nicht.

Von Reinhard Brembeck

Sie haben nur ihre Einsamkeit - und Richard Wagner. Grußlos kommen fünf in die Jahre gekommene Opernliebhaber in einer angemieteten Münchner Altbauwohnung zusammen zur Wagner-Séance, zum Debattieren und Hören von dessen Opern. Jetzt ist zum Abschluss der "Lohengrin" an der Reihe. Die zwei Frauen und drei Männer schleppen ihre Lieblingsaufnahmen mit sich, natürlich als LP, der Qualität wegen. Obwohl die ganze Veranstaltung eine dezidierte Absage an jeden Jugendkult ist, sind die fünf auf der Bühne ganz heutig. Als einmal die Gefühle überschwappen, hat jeder sein Smartphone parat, um seine Lieblingsversion zu der der anderen dazu zu spielen. Doch diese schräge Polyphonie, die einst den Musikanarchisten John Cage begeistert hätte, führt nicht weit. Wie auch jeder andere Versuch zur zaghaften Kontaktaufnahme an diesem herrlich ruhigen und unendlich melancholischen Abend im Münchner Cuvilliés-Theater zu rein gar nichts führt.

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