Süddeutsche Zeitung

Theater:Tanz im Dreieck

Die Komödie im Bayerischen Hof zeigt eine "Trennung frei Haus". Darin gerät ein professioneller Schlussmacher zwischen seinen Auftraggeber und dessen Partnerin

Von Barbara Hordych

Paartrennungen sind erfahrungsgemäß schwierig, sie zu kommunizieren ist dementsprechend heikel. Vor 20 Jahren regte sich Sarah Jessica Parker als Carrie in "Sex And The City" über das Post-it auf, das ihr Freund wählte, um mit ihr Schluss zu machen; heute dürfte eine SMS oder die Mitteilung via Instagram "Ich bin ab sofort wieder Single" eine ähnlich unschöne Form sein. Wäre es in solchen Situationen nicht passender, auf einen professionellen Dienstleister zurückgreifen zu können, der das unangenehme Geschäft des Schlussmachens diskret und schonend für einen übernähme? Genau dieser Gedanke ist der Ausgangspunkt der romantischen Komödie "Trennung frei Haus", mit der Tristan Petitgirard 2015 als bester zeitgenössischer französischsprachiger Autor für den Prix Molière nominiert war. In der Regie von Bernd Schadewald hatte das Stück in der Komödie im Bayerischen Hof Premiere. Darin gerät Ingo Naujoks als professioneller Schlussmacher bei seinem jüngsten Job ausgerechnet an seine Ex-Freundin Pauline (Katharina Abt), die ihn vor sieben Jahren ohne weitere Angabe von Gründen verlassen hatte. Während die beiden noch ihre überraschende Wiederbegegnung in den Griff zu bekommen suchen, taucht auch schon Sven Martinek als Hyppolite auf, der es sich mittlerweile anders überlegt hat und seinen Auftrag stornieren will.

Ein klassisches Boulevard-Dreieck, in dem die Darsteller mit pointierten Dialogen und in immer wieder neu formierten Zwei-gegen-eins-Konstellationen glänzen können. Gerade wenn man meint, die Gefühle und die Lage hätten sich zurecht geschüttelt, kommt der nächste Twist ins Spiel. Ruhe kehrt hier nur interimsmäßig ein, davon kündet auch der Zustand von Paulines Wohnung, in der sich die Umzugskartons stapeln und die Bilder an der Wand lehnen. Jeder verheimlicht seine wahren Beweggründe und der verlegene Eric auch seine Identität als "Schlussmacher" - stattdessen schwurbelt er seiner ehemaligen großen Liebe etwas von einer "Beratertätigkeit" vor. Der virile Hyppolite indes nutzt sein Wissen, um seinen Gegenspieler so lange wie möglich mundtot zu machen. Das Kräftemessen zwischen Konkurrenz und Verbrüderung gelingt Naujoks und Martinek ausgezeichnet, sicher kommt ihnen dabei zugute, dass sie als Fernseh-Ermittlerduo in "Morden im Norden" bestens aufeinander eingespielt sind. Katharina Abt, die sich ansonsten in der TV-Serie "Rosenheim-Cops" um das Morden im Süden kümmert, hält als Pauline energiegeladen dagegen: Beim Höhepunkt des insgesamt temporeicheren zweiten Akts zwingt sie die beiden Männer, das beauftragte Trennungsmodell mit ihr als "Kundin" aufzuführen - einschließlich der gebuchten "Extras". Während sich ihr aktueller Noch-Lover Hyppolite vor Scham windet, muss Eric seiner alten Liebe Pauline quasi selbsttherapeutisch einen Tulpenstrauß überreichen, dazu "Bye, bye, Baby" anstimmen. Letzteres so kläglich, dass Katharina Abt ihm das Mikro entreißt und stimmgewaltig weitersingt. Zu Recht quittiert mit spontanem Szenenapplaus.

Trennung frei Haus, Vorstellungen bis 23. Februar, Komödie im Bayerischen Hof

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SZ vom 10.01.2020
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