Theater - München:Antike Rächerin Medea als Flüchtende am Residenztheater

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Karin Henkel, Regisseurin, schaut in die Kamera. Foto: T+t Fotografie/Toni Suter/Berliner Festspiele/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Medea, die grausame Rächerin, die ihre Feinde mordet und sogar ihre Kinder tötet - seit mehr als 2000 Jahren fasziniert der mythologische Stoff Autoren, Komponisten und Künstler. Am Residenztheater in München ist nun eine Neuauflage der Tragödie des antiken Dichters Euripides zu sehen. Karin Henkel hat "Medea" neu inszeniert, als spannendes Theaterstück und mit vielen aktuellen Bezügen. Besonders beeindruckend: Das Bühnenbild, das aus Licht und waberndem Nebel faszinierende Illusionen schafft. Am Sonntagabend war Premiere, mit Carolin Conrad als Medea und Aurel Manthei in der Rolle ihres Gatten Jason. Auch auf der Bühne: Viele junge Mädchen, die als Chor auftreten, mal mahnen, mal verzweifeln und düster in die Zukunft blicken.

Medea ist in Henkels Inszenierung nicht nur eine Rächerin, die eine Blutspur hinterlässt. Sie ist auch eine Flüchtende, die vergeblich ihren Platz in der Fremde sucht. Um ihrem geliebten Ehemann Jason das Goldene Vlies zu sichern, hat sie schlimme Taten begangen. Nun sucht das Paar mit seinen beiden Kindern Zuflucht am Königshof von Korinth. Von Jason ist König Kreon (Michael Goldberg) begeistert, auch weil er ihn gerne mit seiner Tochter Kreusa (Franziska Hackl) vermählen will.

Medea dagegen wird nur geduldet, als Fremde, die auf das Wohlwollen ihrer Gastgeber angewiesen ist. Und die gedemütigt wird, etwa wenn Kreon und Kreusa sie auffordern, wie ein Frosch zu hüpfen. Als Jason sie verlassen will, gerät Medea außer sich, auch weil ihr nun nichts weiter bleibt, als ein Leben in Angst und ohne Heimat, auf der Flucht.

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