Theater:Missbrauchtum

Der zerbrochne Krug; Andreas Grothgar, Cennet Rüya Voß

Übergriffig: Andreas Grothgar und Cennet Rüya Voß.

(Foto: Sandra Then)

Laura Linnenbaum inszeniert in Düsseldorf Kleists Komödie "Der zerbrochne Krug" als bitteren Beitrag zur "Me Too"-Debatte.

Von Cornelia Fiedler

Was fällt eigentlich mehr ins Gewicht, im Kampf des Patriarchats um seine angeknackste Vorherrschaft: Dass gegen den amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein und den deutschen Regisseur Dieter Wedel ermittelt wird? Oder dass in der Person Brett Kavanaugh wissentlich ein Mann zum Richter auf Lebenszeit am amerikanischen Supreme Court berufen wurde, den mehrere Frauen der versuchten Vergewaltigung beschuldigen? Vielleicht darf man gesellschaftlichen Fortschritt nicht so kleinkrämerisch aufrechnen. Aber man kann durchaus an ihm zweifeln, wenn selbst ein über 200 Jahre altes Theaterstück über Missbrauch der brutalen Verschärfung durch die Regie bedarf, um im Jahr 2018 zeitgemäß zu sein, so geschehen am Schauspielhaus Düsseldorf: Die Regisseurin Laura Linnenbaum liefert mit ihrer Version von Kleists "Der zerbrochne Krug" einen scharfen und wichtigen Debattenbeitrag im zweiten Jahr der "Me Too"-Bewegung.

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