Theater:Düster, düsterer, Lear

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Dem zerrütteten Hirn König Lears (Burghart Klaußner) entspringt ein hohläugiges Über-Ich, eine von Shakespeares klarsichtigsten und gnadenlosesten Figuren: der Narr (Anne Müller). (Foto: Thomas Rabsch)

Mit „König Lear“ vollendet Evgeny Titov am Düsseldorfer Schauspielhaus seine Shakespeare-Trilogie. Ein schön finsterer Abend mit Burghart Klaußner in der Titelrolle.

Von Alexander Menden

In König Lears Kopf tobt ein Heidesturm. Es bedarf dafür der Elemente nicht, keine Windmaschine muss einen Theaterorkan auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses entfesseln. Burghart Klaußner ist im Thronsaal von Lears Tochter Regan zusammengebrochen. Er schreit nicht, wie der König das in dieser Szene meist tut. Der Monolog kommt stoßweise, in erratischen, mal scharf hervorbrechenden, mal fast gemurmelten Kaskaden. Von „brain-executing“, das Hirn hinrichtenden Feuern spricht Lear im Original, und genauso spielt Klaußner diese vielleicht anspruchsvollste Altersrolle im gesamten Shakespeare-Œuvre: Als seien seine neuronalen Ströme regelrecht hingerichtet worden vom erst selbstverschuldeten, dann von seiner undankbaren Brut vielfach verschlimmerten Leid.

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