Theater - Frankfurt am Main:Fliegende Volksbühne im Landeanflug

Deutschland
Michael Quast, Intendant der Frankfurter Volksbühne, breitet im Saal des Theaters seine Arme aus. Foto: Arne Dedert/dpa (Foto: dpa)

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Nach rund zehn Jahren auf Reisen darf die Fliegende Volksbühne in Frankfurt endlich landen. An diesem Freitag (24. Januar) öffnet sich der Vorhang in dem Theater von Michael Quast an seiner neuen, festen Spielstätte. Vor der großen Premiere, bei der "Der Struwwelpeter" auf dem Programm steht, wurde am Montag zu einer Eröffnungsfeier geladen.

"Ich bin mir sicher, diesmal wird die Landung nach dieser langen Reise weich sein", sagte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Und: "Die Volksbühne ist vielfältig, sie ist unterhaltsam, sie ist wie unsere Stadt. Sie ist Frankfurt und sicher das Beste, was Theater leisten kann."

Bis zuletzt hatte es "Turbulenzen im Landeanflug" gegeben, wie Schauspieler und Kabarettist Quast im Gespräch mit der dpa scherzt. Ende 2019 musste die Neueröffnung wegen Schimmelbefalls im Untergeschoss erneut verschoben werden. "Die Frankfurter bekommen ein Theater, das sich Frankfurt zum Thema macht" erklärt Quast: "komödiantisches Theater, das sein Publikum nicht unterfordern, aber immer bestens unterhalten will".

Für die Neueröffnung hat die Volksbühne das Ensemble Modern eingeladen. Die Musiker haben zum Kinderbuchklassiker "Der Struwwelpeter" neue Musik komponiert. Die seit langem ausverkaufte Uraufführung wird am Freitag per Livestream übertragen, damit mehr Gäste dabei sein können.

Die neue Volksbühne hat ihre Räume neben Goethes Geburtshaus im Großen Hirschgraben. Ein geschichtsträchtiger Ort: Wo seit den 1950er Jahren das Buchhändlerhaus stand, entsteht gerade das Deutsche Romantikmuseum. An der Ecke ist schon ein Café eingezogen. Eine Mundartbühne gab es unter dieser Adresse auch schon: Das Frankfurter Volkstheater von Liesel Christ spielte von 1975 bis zu seiner Auflösung 2013 ebenfalls im sogenannten Cantate-Saal. Zwei Jahre lang nutzte danach auch Quasts Truppe diese Räume. 

Die Fliegende Volksbühne wurde 2008 gegründet. Mehrere Anläufe für ein festes Haus verliefen im Sande, zum Beispiel der sogenannte Paradieshof in Alt-Sachsenhausen. Schwamm drüber: Das schicke neue Domizil hat 370 Plätze, ein denkmalgeschütztes Foyer, Lagerräume, Garderoben, eine richtige Produktionsstätte also - "ein Quantensprung", sagt Quast. Mindestens fünf große Produktionen pro Jahr will die Volksbühne stemmen, vier Abende die Woche öffnen, und dabei vor allem "Frankfurt zum Thema machen".

In den nächsten Produktionen wird es um Wohnungsnot gehen oder um die Eintracht, aber auch "große Stoffe" von Frankfurter Autoren bis hin zu Goethe scheue man nicht: "Wir wollen ein Ort sein, wo die Menschen ohne Schwellenangst hingehen. Sie sollen mit guter Laune aus dem Theater kommen, aber wir wollen das Publikum auch nicht unterfordern." Sein Anspruch: "die Tradition des Volkstheaters weiterentwickeln". Das heiße aber keineswegs, dass man hier nur Mundart zu hören bekomme, betont er. 

Ein stehendes Ensemble kann sich die Volksbühne auch nach der Landung nicht leisten. Neben Direktor Quast gibt es zehn Festangestellte, alle anderen arbeiten auf Honorarbasis. Die städtische Förderung deckt Miete und Betrieb der Spielstätte, die Produktionen selbst müssen durch Kartenverkauf und Sponsorengelder finanziert werden. Die Volksbühne will auch Raum bieten für Gäste, demnächst zum Beispiel für ein türkisches Theaterfestival.

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