Theater:Eine fehlt

Ännie ist abgehauen, und Mitschüler, Lehrer und Eltern fragen sich: Wohin? Thomas Melles Drama am Theater in Bremen.

Von Cornelia Fiedler

Wenn Jugendliche nicht mehr funktionieren, wenn jemand Amok läuft, abhaut, nach Syrien reist, um im Namen von Daesh zu morden, dann geht es los. Dann wird analysiert, interpretiert, gefragt, geklagt. Schwieriger ist es vorher, so lange Einsamkeit, Hass und Angst noch im Entstehen sind. Im Nachhinein spekuliert es sich besser, je weniger man über die Motive weiß. Konsequent lässt daher der Schriftsteller und Gesellschaftschirurg Thomas Melle die Jugendliche Ännie in seinem gleichnamigen Stück wortlos verschwinden. Aus den wüsten Vermutungen und Projektionen ihres Umfelds erstellt er ein scharfes und zugleich wucherndes Porträt denkfeindlicher Verhältnisse. Nina Mattenklotz inszenierte die Uraufführung am Theater Bremen.

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