Theater:Da bläst was

Moby Dick Teamtheater

Die Matrosen sind in den Wanten und die drei Harpuniere (Conny Krause, Clemens Nicol, Simon Brüker) mordbereit.

(Foto: Ulli Scharrer)

Andreas Wiedermann zeigt seine Adaption von Herman Melvilles "Moby Dick" im Teamtheater

Von Egbert Tholl

Der erste Satz des Romans kommt ganz am Ende: "Nennt mich Ismael." Ismael ist in Herman Melvilles Roman "Moby Dick" der Matrose, der die ganze Geschichte erzählt, der vom Walfang berichtet und von den wilden Walfängern von Nantucket, der als einziger überlebt, als das Schiff, die Pequod sinkt. Ismael ist der Zeuge von Kapitän Ahabs Wahn, von dessen Rachedurst, dem Verlangen, den weißen Wal töten zu müssen, der ihm einst ein Bein raubte. Aber was soll ein großer Meeresbewohner schon tun, wenn ihn ein Mensch morden will?

Vom Morden und Schlachten erfährt man viel in Andreas Wiedermanns Adaption des Riesenromans, die er in Straubing herausbrachte und die nun im Teamtheater Tankstelle zu sehen ist. Acht Darsteller schmeißen sich mit Verve in ihre Figuren. Damen und Herren rollen mit den Augen und die Worte im Mund herum, zwei Stunden lang geht es so grob zu, dass man wirklich eine Ahnung vom Walfang in der Mitte des 19. Jahrhunderts bekommt. Nicht allen steht das Virile gleich gut, aber dann sucht man sich halt jemanden, dem man gern zuschaut, David Thun als erstem Steuermann Starbuck oder dem Riesen Clemens Nicol als Queequeg oder der feinen Constanze Fennel als Schiffsjunge.

Martin Ulrich singt ohne übertrieben viel Poesie Schubertlieder, Momente des Nachdenkens, Antonio Secchia begleitet ihn am Vibraphon und zaubert mit viel Perkussion Atmosphäre. Die Wucht ist enorm; man merkt der Inszenierung an, dass sie für einen viel größeren Raum konzipiert wurde. Jetzt wirkt sie wie ein Konzentrat, in dem leider ein bisschen viel Technisches, aber zu wenig von Melvilles Metaphysik erzählt wird. Ahab (Frank Manhold) tönt eher konziliant aus dem Off, ist als wahnsinniger Menschenverführer kaum erfahrbar, aber am Ende sind alle Ismael, haben alle neben ihren Rollen einen Teil der epischen Erzählung getragen. Der Mensch ist eine tieremordende Horde - und hat große Lust, das mit Saft und Kraft darzustellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: