Theater nach Corona:Dann lieber scheitern

Lesezeit: 4 Min.

Was konnte, was kann das Theater? Ohne Konflikt kein Drama, konnte man bei Bertolt Brecht lernen. Blick in den Innenraum des Berliner Ensembles, hier bei einem Tag der offenen Tür nach der Restaurierung im Dezember 1999. (Foto: Ralf Hirschberger/dpa)

Theater braucht Wagnis, davon erlebt man auf deutschen Bühnen gerade wenig. Das liegt vor allem am kleinbürgerlichen Angestelltenbewusstsein der Macher.

Gastbeitrag von Christoph Nix

Kurz bevor Wolf Kaiser in Berlin aus dem Fenster sprang, saß er 1992 in der Kantine des Berliner Ensembles. "Ich habe dreißig Jahre unverfremdet gespielt und keiner hat's gemerkt." Er war bei Bertolt Brecht in allen großen Rollen besetzt und stolz darauf, dem Erfinder des Verfremdungseffekts einen Streich gespielt zu haben. Zwar hatte er versucht, die Zuschauer zu bewegen, für eine Gesellschaft des Besseren zu streiten, wie es sich Brecht wünschte; aber er hatte den Zuschauern vermittelt, dass ein naturalistisch spielender Schauspieler nicht weniger bedeutend sei als Brechts Ideal. Er ging auf Risiko, wenn es sein musste, gegen das Konzept des Regisseurs. In diesem Sinne war er subversiv - und am Ende verzweifelt, denn er spürte den Bedeutungsverlust des Theaters.

Zur SZ-Startseite

Theater und Corona
:Traut euch

Monatelang klagten die Theater, sie seien zu wichtig, um geschlossen zu sein. Warum beweisen sie das jetzt nicht?

SZ PlusVon Christiane Lutz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: