Süddeutsche Zeitung

Theater:Abgang Peymann

Der ehemalige Intendant Claus Peymann sollte der Star des Abends sein: Das Theater von Chur in der Schweiz empfing ihn zu einer Podiumsdiskussion. Nach einer Viertelstunde verließ der 81-Jährige die Bühne. Ein jüngerer Kollege hatte ihn beleidigt.

Von Charlotte Theile

Es hätte ein großer Abend für das Theater in Chur werden sollen. Für sein Brecht-Festival konnte das Bündner Theater Claus Peymann, den langjährigen Intendanten des Berliner Ensembles, als Stargast gewinnen. Doch Peymann, 81, blieb keine Viertelstunde auf der Bühne, der Abend endete im Eklat. Die Diskussion mit dem Schweizer Regisseur Samuel Schwarz artete innerhalb weniger Minuten aus. Schwarz fragte Peymann, ob er Gewalt gegen seine Schauspieler ausübe, eine Frage, die Peymann später in einem Interview mit dem Bündner Tagblatt als "modische Attitüde" bezeichnete. Auf der Bühne antwortete Peymann nicht. Schwarz ging dazu über, den Intendanten anzuschreien und zu beleidigen. Daraufhin verließ Peymann die Bühne, zahlreiche Zuschauer gingen ebenfalls. Samuel Schwarz erhielt vom Theater Chur umgehend Hausverbot. In einer Mail an die Süddeutsche Zeitung erklärte der Schweizer, es habe ihn gereizt, den als Machtmenschen bekannten Peymann "anzuschreien und zu demütigen". Es habe sich um ein "Re-enactment des Übergriffs" gehandelt. Das Theater bezeichnet Schwarz dagegen als "größenwahnsinnigen Nero". Ähnlich scheint Peymann den Wutausbruch seines Kollegen zu sehen. Er vermutet "die Enttäuschung eines provinziell gebliebenen Regisseurs" als Triebfeder - und bekräftigt: "Ich war in meinem Leben nie gewalttätig."

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Quelle:
SZ vom 05.10.2018
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