Neuer Film mit Harry-Potter-Darsteller Radcliffe:Zynischer Single mit Happy-End-Problem

The F-Word

Wallace (Daniel Radcliffe) begegnet auf einer Party seiner Seelenverwandten Chantry (Zoe Kazan).

(Foto: Senator)

Daniel Radcliffe ist keiner, der die Mädchen in Scharen anzieht. Zumindest im Kinofilm "The F-Word". Dort spielt er einen Romantiker, der sich in der Liebe selbst im Weg steht. Und dann ist da ja noch der sehr große, sehr gut aussehende Freund seiner Angebeteten.

Von David Steinitz

Wallace (Daniel Radcliffe) ist von seiner Freundin verlassen worden, hat das Medizinstudium geschmissen und wohnt bei seiner älteren Schwester auf dem Dachboden - er ist also nicht gerade einer, der die Mädchen in Scharen anzieht.

Das Leben hat ihn zu jenem sadomasochistischen Single-Zynismus erzogen, den sich nur junge Erwachsene ohne Kinder und ernsthafte Krankheiten leisten können, und den er gleichzeitig verflucht und zelebriert. Weshalb Wallace auf einer Party lustvoll schlecht gelaunt am Kühlschrank rumsteht, die Magneten neu sortiert und mit sich selbst Bier trinkt, während mal wieder alle außer ihm knutschen.

Im Original schön schlicht "What If"

Auftritt: hübsches Mädchen. Chantry (Zoe Kazan) ist eine lustige, liebenswerte Seelenverwandte, wie sie Wallace bislang nur in seinen kitschigsten Happy End-Träumen begegnet ist. Die beiden flirten sofort drauflos. Aber die Sache muss natürlich einen dramaturgischen Haken haben - genauer gesagt, einen sehr großen, sehr gut aussehenden Haken: Das Traummädchen hat einen Freund und kann Wallace nicht mehr als Freundschaft anbieten.

Das ist die Grundkonstellation dieser hübschen Screwball-Comedy, der irgendein Depp leider den saudummen deutschen Verleihtitel "The F-Word: Von wegen gute Freunde" verpasst hat. Im Original heißt sie schön schlicht "What If". Regisseur Michael Dowse gelingt in diesem Film, der auf dem Theaterstück "Toothpaste & Cigars" beruht, sehr elegant ein großer Spagat: Zynische Mittzwanziger des 21. Jahrhunderts in eine romantische Komödie zu packen, die ein bisschen Zeitgeistrealität atmet, aber gleichzeitig so hemmungslos romantisch ist, wie es nur das Kino erlaubt.

Ein neurotischer Junge ganz ohne Woody Allen-Zappeligkeit

Der Ex-Harry Potter Daniel Radcliffe, einer der wenigen Kinderstars, die nach ihrer ersten Überrolle noch eine richtige Karriere haben, ist hier genau richtig. Das dürfte daran liegen, dass er - im Gegensatz zu manchem Teen-Kollegen - wirklich schauspielern kann. Besonders zu liegen scheint ihm nun die Rolle des neurotischen Jungen, der nicht so recht weiß, wie er mit Mädchen umgehen soll. Radcliffe spielt ihn zum Glück ganz ohne Woody Allen-Zappeligkeit.

Sondern eher mit einer großen Portion Resignation, weil seine Wallace-Figur sehr schön auf den Punkt bringt, was das große Happy End-Problem dieser Generation sein könnte: dass die ewig neurotische Selbstumkreisung leider von vornherein jeglicher Zweisamkeit im Weg steht.

Der wahnsinnige beste Kumpel als Mischung aus Goofy und Hipster

Wichtiger als Traummädchen sind für Komödienhelden ohnehin die schrägen Sidekick-Buddys. Und auch hier hat Regisseur Dowse eine perfekte Besetzung gefunden: Adam Driver spielt Wallace' wahnsinnigen besten Kumpel.

Driver ist seit seinem Mini-Auftritt als segelohriger Folk-Gitarrist in "Inside Llewyn Davis" einer von Hollywoods großen Newcomern, bald ist er im neuen "Star Wars" zu sehen. In "The F-Word" gibt er den schlaksigen, neunmalklugen Lebenskünstler, als grandiose Mischung aus Goofy und Hipster. Seinem verliebten Freund muss er klar machen, dass das höchste Glück manchmal nichts mit emotionaler Bindung zu tun hat, sondern mit einer ordentlichen Portion Käse-Nachos nach dem Sex.

What If, USA 2014 - Regie: Michael Dowse. Buch: Elan Mastai. Kamera: Rogier Stoffers. Mit: Daniel Radcliffe, Zoe Kazan, Adam Driver, Mackenzie Davis. Senator, 98 Minuten.

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