"The Black Phone" im Kino:Im Keller

"The Black Phone" im Kino: Finney (Mason Thames) wird das sechste Opfer des "Grabbers" im Horrorthriller "The Black Phone".

Finney (Mason Thames) wird das sechste Opfer des "Grabbers" im Horrorthriller "The Black Phone".

(Foto: Universal)

Der Horrorthriller "The Black Phone" erzählt von einem maskierten Kindermörder. Die Geschichte hat sich Joe Hill ausgedacht, ein Sohn von Stephen King.

Von Fritz Göttler

Coming of Age, das große Thema des amerikanischen Kinos, es programmiert alle Genres in Hollywood, vor allem den Horrorfilm. Die Lust und der Schrecken sind untrennbar verbunden in der Kindheit, und das Erwachsenwerden ist ganz leicht, wenn man akzeptiert, dass man Außenseiter bleiben wird.

Ein schwarzer Lieferwagen, vollgepackt mit schwarzen Luftballons, Abrakadabra steht auf der Seite. Ein Fremdkörper, er schiebt sich in die leeren Straßen der Vorstadt in Colorado - es ist das Jahr 1987 -, als käme er aus einer anderen Welt. Der Fahrer trägt einen schwarzen Zylinder, geriert sich als Zauberer. Mit anbiederndem Getue schnappt er sich Jugendliche vom Gehsteig, betäubt sie und sperrt sie in den Keller unter seinem Haus. Man spricht von ihm in der Stadt als "Grabber", er wird verkörpert von Ethan Hawke. Fünf Kids hat er schon erwischt, auf ausgehängten Zetteln an den Zäunen der Stadt wird nach ihnen gesucht. Dann wird Finney (Mason Thames) das Opfer Nummer sechs. Finneys Jugend ist ziemlich trist, in der Schule wird er gemobbt von fiesen Mitschülern, der Vater zu Hause ist ein Versager, versumpft in alkoholisierter Melancholie.

Die bisherigen Opfer sind tot - und trotzdem können sie Finney vielleicht helfen

Im Keller hängt ein Telefon an der Wand, ein schwarzes, es hat natürlich keinen Anschluss und wirkt wie ein zynisches Symbol von Finneys Gefangenschaft, der Unmöglichkeit, mit der Welt draußen in Kontakt zu treten. Aber dann fängt es doch plötzlich an zu klingeln. Als Finney den Hörer abnimmt, sind die Stimmen von Jugendlichen zu hören, jenen fünf, die der Grabber bisher ermordete. Es steckt kein Klagen und kein Hass in diesen Stimmen, mit lakonischer Jenseitigkeit teilen sie Finney die Erfahrungen mit, die sie vor ihrem Tod im Keller machten, geben Tipps fürs Entkommen: ein herausgerissenes Kabel, die Nummer eines Zahlenschlosses, eine Übung, wie man einen Telefonhörer zum Zuschlagen benutzen kann ... Gemeinschaft der Toten, grenzenlose Solidarität.

Der Grabber ist ein langsamer Typ, gerade diese Trägheit macht ihn so unheimlich. Was genau er den Mädchen und Jungen antut, wie lang er sie gefangen hält und quält und was ihn dabei erregen mag, lässt der Film im Unklaren. Im Keller trägt er eine teuflische Grinsemaske mit einem schiefen Gebiss, irgendwo zwischen dem Joker und dem Clown aus den "It"-Filmen nach Stephen King. ("The Black Phone" entstand nach einer Geschichte von Joe Hill, einem der Söhne von Stephen King.)

Wie der Vater erzählt auch Joe Hill von der Misere der amerikanischen Unterschicht gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Man ahnt, weshalb der Vater Finneys Schwester Gwen so gnadenlos prügelt - sie erinnert ihn an seine Frau, die gestorben ist. Wie diese hat auch Gwen merkwürdige Visionen, in denen kriegt sie bruchstückhaft raus, wo ihr verschwundener Bruder steckt. Kurz bevor Finney den Grabber erledigt, hält er ihm den Hörer ans Ohr, und da machen die toten Kids dem Mörder klar, wie begierig sie warten, dass er gleich zu ihnen auf die andere Seite kommt.

The Black Phone, USA 2021 - Regie: Scott Derrickson. Buch: S. Derrickson, C. Robert Cargill. Nach einer Geschichte von Joe Hill. Kamera: Brett Jutkiewicz. Mit: Ethan Hawke, Mason Thames, Madeleine McGraw. Universal, 102 Minuten. Kinostart: 23. Juni.

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