Niemand würde heute ein dreijähriges Kind noch mit der Drohung ins Bett schicken, dass, so denn es nicht folgt, der böse Sandmann kommt, seine Augen herausreißt und sie seinen eigenen vogelartigen Kindern im Nest zum Verspeisen vorsetzt. Doch diese erzieherische Grausamkeit des 19. Jahrhunderts, Ausgangspunkt von E.T.A. Hoffmanns Schauerstück "Der Sandmann", besitzt trotzdem solch eine Anziehungskraft, dass die Geschichte vom so traumatisierten Nathanael, der sich als Erwachsener in eine Sprechpuppe mit toten Augen verliebt, noch regelmäßig auf die Bühne kommt. Auch Robert Wilson, der seinen Ruhm in Deutschland mit einem anderen romantischen Nachtstück, "The Black Rider", begründete, musste einmal auf diese Krankenakte des Unheimlichen stoßen.
"Der Sandmann" in Hamburg:Sanft entschlummert
Am Thalia-Theater will Regisseurin Charlotte Sprenger in der Musicalversion des "Sandmann" dem Original von Robert Wilson etwas entgegensetzen. Das wird zur eher müden Nummer.
Von Till Briegleb
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