Telekom und Manfred Krug:Die machen das

Manfred Krug bereut es längst, für die Telekom geworben zu haben. Aber schlimmer geht's immer: Jetzt hat ein Satiremagazin ein garstiges Lied über die Telekom verfilmt. In der Hauptrolle: Manfred Krug. Unfreiwillig, natürlich.

Sarina Märschel

Bisweilen finden einige Zuschauer die Beiträge von "extra3" geschmacklos. Aber dieses Mal waren die Rückmeldungen auf den Beitrag des NDR-Satiremagazins durchweg positiv. Selten rufe ein einzelner Beitrag so viel Resonanz hervor wie dieser kleine Film über die Telekom, versicherte Redaktionsleiter Andreas Lange: "Wir haben da anscheinend den Nerv der Leute getroffen." Nur einer dürfte das kurze Musikvideo gar nicht lustig gefunden haben: Manfred Krug, der Hauptdarsteller.

Beim NDR spielte Krug nämlich bislang eine ganz andere Rolle: Bis 2001 war er NDR-Tatortkommissar, ein Zuschauermagnet. Und nun wird er gerade in jenem Sender durch den Kakao gezogen, in dem er viele Jahre ein und aus ging.

Tatort Telekom

In dem Satirestreifen singt "extra3"-Autor Dennis Kaupp auf die Melodie von "Skandal im Sperrbezirk" (Spider Murphy Gang) ein garstiges Lied über den Spitzelskandal bei der Telekom. Für den Film haben die Macher Dennis Kaupp und Florian Müller verschiedene Telekom-Werbespots zusammengeschnitten - viele von ihnen mit Manfred Krug, der früheren Galionsfigur der Telekom. "Hier wird täglich spioniert. Da fragt man sich: Wer macht denn das?", gibt Sänger Kaupp zum Besten, und Manfred Krug antwortet im Brustton der Überzeugung: "Telekom. Die machen das." Und dann steht da in leuchtenden, pinkfarbenen Buchstaben mit einem großen Telekom-T das Wort "Stasi".

Den Schauspieler, Autor und Sänger Krug dürfte es empfindlich treffen, die Hauptrolle in einem Filmchen zu spielen, in dem die Telekom mit der Stasi verglichen wird. Denn mit beiden hat Krug üble Erfahrungen gemacht.

In der DDR wurde seiner Karriere ein jähes Ende gesetzt, nachdem er die Protestresolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann unterschrieben hatte. Krug stellte daraufhin einen Ausreiseantrag und siedelte 1977 nach Westberlin über.

Viele Jahre später, Krug war schon längst auch in Westdeutschland sehr beliebt geworden, drehte er Werbespots für die T-Aktie und wurde so zum Telekom-Maskottchen. Heute bereut er dieses Engagement bitter: In einem Interview mit dem Magazin Stern im Januar 2007 bezeichnete Krug die Werbespots als seinen größten beruflichen Fehler, weil er Kleinanleger dazu ermuntert hatte, in T-Aktien zu investieren - was sich später als schlechter Rat erwies. "Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind", sagte er.

Funkstille

Laut "extra3"-Redaktionsleiter Andreas Lange ist der Satirestreifen aber nicht persönlich gemeint: "Das ist kein Film gegen Manfred Krug. Aber die Telekom ist halt mit seinem Gesicht verbunden."

Inzwischen wurde das kurze Video auch in der ARD im Medienmagazin "Zapp" ausgestrahlt, beim Internet-Portal YouTube hat der Einspieler die volle Sternchenzahl bekommen, Bestnote. Das Video zirkuliert im Netz und ist ein Geheimtipp.

Neben Krug kommen darin auch die Telekomchefs der vergangenen Jahre nicht gut weg: "Der Ronny greift zum Telefon, er kennt so manchen Ex-Spion, unter 32-1-68, da sagt doch die Moral: Gut Nacht", singt Kaupp zum Beispiel. Ron "Ronny" Sommer, Kai-Uwe Ricke und der aktuelle Vorstandsvorsitzende René Obermann würden sich wohl ganz schön ägern, wenn sie das Video zu Gesicht bekämen - so böse werden sie darin verhonepipelt.

Von Äußerungen der Telekom zu dem Film ist bislang nichts bekannt. Schauspieler Krug hat sich ebenfalls noch nicht zu der Satire geäußert, sein Management war telefonisch nicht erreichbar. Auch die Redaktion von "extra3" hat noch keine Rückmeldung von Krug bekommen. "Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn er oder die Telekom sich bei uns melden würden", sagte "extra3"-Redaktionsleiter Lange. Aber bislang herrscht Funkstille.

In dem Stern-Interview erzählte Manfred Krug übrigens, dass er keine einzige seiner T-Aktien verkauft hat. Der Grund? "Ich betrachte es als eine Art Selbstbestrafung."

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