Süddeutsche Zeitung

Teeniegeschichte:Wahnsinn oder Wahrheit

Dita Zipfels preisgekrönter Kinderroman.

Von Roswitha Budeus-Budde

"Du hast keine Wahl, Kind, mach oder stirb", Lucie weiß ziemlich gut, dass genau diese Drohung hinter der Bitte der Mutter steckt, ihr Zimmer für den neuen Freund zu räumen. Für Michi, den Softie, der sie nervt, und den sie verabscheut, weil er sich in ihr Leben einmischt. Darum will sie wegziehen nach Berlin, zu Bernie, Exfreundin der Mutter. Auf der Suche nach dem nötigen Geld findet sie das Angebot als Hundesitter. Ein seltsamer alter Mann öffnet ihr die Tür, der in einer eigenen Welt zu leben scheint und einen Ghostwriter für sein Kochbuch sucht. Doch was ist Irrsinn und was Normalität in Dita Zipfels Teeniegeschichte "Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte"? Auf furiose Weise verbinden sich die Gefühlen, Gedanken und Handlungen einer Dreizehnjährigen mit den wirren Ideen eines alten Mannes - für ihn sind die Zutaten seiner Gemüserezepte Organe mythischer Tiere. Lucies blühende Fantasie, verbunden mit einer gnadenlos kritischen, "anthropologischen" Beobachtungsgabe, deren Ergebnisse als Zeichnungen und Tabellen in den Text integriert sind, wird durch die Aktionen mit dem alten Mann zu einer Auseinandersetzung mit der Wahrheit, die anscheinend unser Leben bestimmt. In einer ironisch direkten Sprache spürt die Icherzählerin dieser Frage in vielen Facetten nach.

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Quelle:
SZ vom 27.03.2020
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