Die Romane der amerikanischen Slawistin und Schriftstellerin Elif Batuman enthalten die ideengeschichtlich sehr wahrscheinlich präziseste Dokumentation des Creative-Writing-Programms der Harvard University, die zurzeit zu haben ist. Aus diesen Büchern wissen wir unter anderem, dass dort noch in den Nullerjahren unterrichtet wurde, es sei "kindisch, egoistisch, unkünstlerisch und verachtenswert", darüber zu schreiben, "wie man das eigene Leben erlebte". Über etwas zu schreiben, über das man bereits nachdachte, sei keine Literatur, sondern Nabelschau, und um zu lernen, wie man Figuren entwickelt, die anders sind als man selbst, würden die Harvard-Studenten aufgefordert, Fragebögen mit den Eigenschaften dieser Figuren auszufüllen. Batumans Ich-Erzählerin füllt die Felder für "Lieblingsessen" und "Lieblingsfarbe" mit "Tacos" und "beige" aus und ist auch sonst einigermaßen verzweifelt.
Tage der deutschen Literatur:Notwehr
Keine Verwechslungsgefahr: Valeria Gordeev, Gewinnerin des diesjährigen Hauptpreises der Tage der deutschsprachigen Literatur, ist ziemlich sicher nicht der Held ihres Textes "Er putzt".
(Foto: Gert Eggenberger/dpa)Beim diesjährigen Bachmannpreis lasen die meisten Autoren autobiografisch anmutende Texte. Das macht die Jury vorsichtiger - und Valeria Gordeev zur Gewinnerin.
Von Felix Stephan
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