Süddeutsche Zeitung

"Tatort": Nächster Kandidat:Auf der Waltz

Lesezeit: 1 min

Noch ist er ein "Glourious Basterd", bald könnte er Kommissar sein: Christoph Waltz wird neben Ulrich Tukur als HR-"Tatort"-Held gehandelt.

Christopher Keil

Es ist nicht so, dass der finanziell eher klamme Hessische Rundunk (HR) keine guten Filme beisteuern würde für das Programm des Ersten. Liane Jessen, die Verantwortliche des HR-Fernsehspiels, wird von Kollegen auch wegen angeblich "verrückter Ideen" geschätzt. Jessen kämpft wie alle Fiktion-Manager um Qualität und Programmfläche im Vielsenderreich ARD. Nebenbei befindet sie sich in familiärer Konkurrenz: Ihr Mann, Klaus Bassiner, ist ein wichtiger Redakteur im Fernsehspiel des ZDF.

Diesen Sommer kann Jessen getrost als ihren Sommer verbuchen. Erst verkündete sie in der vergangenen Woche den Ausstieg von Jörg Schüttauf und Andrea Sawatzki als "Tatort"-Kommissare am Standort Frankfurt, dann den Einstieg von Ulrich Tukur, 52. Tukur solle ein neues HR-"Tatort"-Gebiet erhalten, den Großraum Hessen. An diesem Mittwoch lässt sich Jessen nun zitieren mit der Information: Christoph Waltz habe sich auf HR-Anfrage interessiert gezeigt an einem Einstieg als Frankfurter "Tatort"-Kommissar - aber nur, wenn er alleine auf Mördersuche gehen dürfe, ganz ohne Team.

Schon die Personalie Tukur ist offenbar anders gelagert, als sie vermittelt wurde. Denn keineswegs ist beschlossen, dass der als Ulrich Scheurlen in der hessischen Stadt Viernheim geborene Darsteller auf Sicht einmal im Jahr als "Tatort"-Polizist antritt. Es gibt offenbar eine Absprache für zunächst eine Folge, für die Tukur Mitspracherechte bekam. Durch sein auffällig gutes Mitwirken im Oscar-Drama "Das Leben der Anderen" und auch in "John Rabe" ist er international bemerkt worden und hofft auf internationale Rollen.

Noch stärker wahrgenommen wird gerade Christoph Waltz, 52. Seine Hauptrolle in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" ist eine große Chance für Engagements im Ausland. Wer mit Brad Pitt und Tarantino auf PR-Weltreise geht wie Waltz und auch noch brillant spielen kann, wird sich kaum an eine deutsche Serie binden, auch wenn es die deutsche Krimi-Reihe ist, der "Tatort". Beim HR legt man nun Wert darauf, der Name Waltz sei nicht vom Sender in die Öffentlichkeit gebracht worden. Jedenfalls hat die Fernsehspiel-Chefin des HR mit ihren Einlassungen zu einer offenen Vereinbarung (Tukur) und einer Anfrage (Waltz) dafür gesorgt, dass sich die Betroffenheit über den Abgang der mit Fernsehpreisen beehrten Vorgänger als Tatort-Kommissare, Schüttauf und Sawatzki, in Grenzen hält. Das könnte das Ziel gewesen sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.153702
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 13.08.2009
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.