Tanzmusik:Ein Mond voller Geigen

Lindsey Stirling

Lindsey Stirling hat sehr genaue Vorstellungen davon, wie sie wirken will, und nimmt ihre Inszenierung deshalb vorzugsweise gleich selbst in die Hand.

(Foto: Live Nation)

Dubstep trifft Klassik: Lindsey Stirling liebt den großen Auftritt - ob auf der Bühne oder auf Youtube. Mit ihrem Album "Artemis" ist sie unterwegs auf Konzerttour, um ihren Fans das Licht zu bringen

Interview von Anna Weiss

Es gibt im Leben Kombinationen, die auf den ersten Blick ein wenig unsinnig erscheinen. Pommes frites mit Nutella zum Beispiel, Trump und Politik, klassische Musik mit Dubstep. Viele dieser Vereinigungen sind es auch, allerdings scheint die Melange aus Klassik und elektronischer Tanzmusik sehr beliebt, wenn Lindsey Stirling Geige spielt. Die 32-Jährige wurde durch Youtube und die Castingshow "America's Got Talent" berühmt. Stirlings Markenzeichen ist, dass sie während des Spielens sehr viel tanzt und aufwendige und fantasievolle Kostüme trägt.

SZ: Für den Fall, dass Sie jemand nicht kennt: Wie würden Sie sich beschreiben?

Lindsey Stirling: Ich bin eine sehr kreative Geigerin und Tänzerin, die mit ihrer Musik Geschichten erzählt und Welten erschafft.

Sie haben Ihre Karriere 2007 auf Youtube gestartet. Mittlerweile haben Sie mehr als zwölf Millionen Abonnenten.

Ich hätte natürlich nie gedacht, dass das so groß wird. Das ist eine sehr demokratische Plattform, die die Stimme der Leute direkt wiedergibt. Sie können sich aussuchen, was sie hören wollen. Und man kann sich super auf einem persönlichen Level vernetzen.

Eine wichtige Station Ihrer Karriere war die Castingshow "America's Got Talent". Wie war die Erfahrung, in einem solchen Format mitzumachen?

Puh, schwierige Frage. Die Sendung war damals viel härter als heute, die Juroren sind einen viel stärker angegangen, das war schon verletzend. Andererseits war es ein wichtiger Schritt in meiner Karriere, diesen öffentlichen Misserfolg, dass ich nicht weitergekommen bin, zu verarbeiten. Aber ich könnte mir jetzt vorstellen, als Jurorin dort mitzumachen.

Welches Konzept steht hinter Ihrem aktuellen Album "Artemis"?

Artemis ist die Göttin des Mondes, und der Mond und sein Zyklus sind für mich wichtige Symbole. Zuletzt ging es mir sehr schlecht, weil mein Vater und mein bester Freund innerhalb kurzer Zeit an Krebs gestorben sind. Um ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl, dass auch ein Teil von mir dabei gestorben ist. Jetzt, bei der Arbeit an "Artemis", habe ich gemerkt, dass es nicht tot, sondern nur von einer tiefen Traurigkeit verborgen war. Als hätte der Mond seinen Schatten darauf geworfen. Und trotz des Schattens ist der Mond auch wunderschön, stark und hell. Ich möchte mit dem Album erreichen, dass meine Fans auch das Licht in sich entdecken.

Ihren deutschen Fans ist die Kombination von Geige und elektronischen Beats auch durch David Garrett bekannt.

Ich finde David so super! Meine Musik ist aber ein bisschen anders als seine, sie enthält mehr Dubstep-Elemente. Das liegt daran, dass ich früher sehr gerne Dubstep gehört habe.

Sie spielen auch mit anderen Künstlern zusammen, zum Beispiel mit dem Popsänger Andreas Bourani oder mit der Band "Evanescence". Wie fühlt es sich an, mal nicht die eigenen Songs zu spielen?

Aufregend! Dann ist es kein Lindsey-Song, aber hat Lindsey-Elemente, dadurch klingt er ein bisschen anders.

Sie tanzen sehr speziell und tragen gerne besondere Kostüme. Sind Sie der Boss, wenn es um Ihre öffentlichen Auftritte geht?

Ich habe sehr viele Ideen und spezifische Wünsche, wie ich aussehen möchte, auch meine Art zu tanzen, ist sehr eigen. Deshalb habe ich sehr viel Spaß daran, meine Inszenierung selbst in die Hand zu nehmen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht auf Tour sind?

Ich mache sehr viel Promo, schreibe meine Songs, gehe ins Studio, bin viel in Flughäfen und Hotels. Ach so, Alltag: Ich mach ganz gerne Hot Yoga und gehe mit meinem Hund raus. Außerdem schneide ich all meine Videos selber, die Musikvideos und die Visuals, die bei meinen Shows im Hintergrund laufen. Ich editiere meine Videos immer selber, darauf lege ich viel Wert.

Lindsey Stirling, Freitag, 13. September, 20 Uhr, Zenith, Lilienthalallee 29

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