Die ehemalige Programmiererin und Hackerin Audrey Tang, 44, entwickelte in ihren acht Jahren als Digitalministerin so viele bahnbrechende Tools zur Bürgerbeteiligung, dass sie zur wohl bekanntesten Vertreterin Taiwans wurde. 2024 trat sie freiwillig zurück, um nun hauptberuflich als Digitalbotschafterin durch die Welt zu reisen und den Menschen zu erzählen, wie ihr Heimatland dank neuer digitaler Strukturen demokratischer und transparenter wurde. Tang, die sich postgender nennt – „oh, geben Sie mir einfach irgendein Pronomen“, sagt sie im Zoom-Gespräch – bekam soeben den Right Livelihood zugesprochen. In der Begründung für diese Ehrung, die auch als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt ist, heißt es, sie habe „den sozialen Gebrauch digitaler Technologie zu Stärkung der Bürger vorangebracht, die Demokratie erneuert und Spaltungen überwunden“. Grund genug, sie in Taipeh anzurufen und zu fragen, was wir Europäer uns von Taiwan abschauen könnten.
Kampf ums Netz„Wir sagen ihnen einfach: Das ist der Wille unseres Volkes“
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Zersetzung durch Fake News und Lähmung durch Reformstau? Muss nicht sein! Taiwans Ex-Digitalministerin Audrey Tang erklärt, wie es ihr Land geschafft hat, den Staat fit zu machen, Spaltungen zu überwinden und die Tech-Giganten zu zähmen.
Interview von Alex Rühle und Kai Strittmatter

Rede zum Herbert-Riehl-Heyse-Preis:Im Dschungel
Deutschland wird erdrückt von Verwaltungschaos und schlechter Laune? Nichts fehlt unserer Gesellschaft so wie das Bewusstsein, dass es auch anders ginge. Und hier kommt der Journalismus ins Spiel. Die Rede von Carsten Brosda zum Herbert-Riehl-Heyse-Preis.
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