Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Wilder Widerstand gegen die Befreiung

"Fury - Herz aus Stahl" ist ein merkwürdiger Action-Mix und in "Die Sprache des Herzens" profitiert die Lehrerin mehr von der Beziehung als ihr Zögling. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Fury - Herz aus Stahl

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(Foto: dpa)

Brad Pitt steigt in den Panzer. Aber kommt er auch wieder heraus? Zwischen sehr viel Blut und sehr viel Gedärm verhandelt David Ayer das Unglück einer fünfköpfigen Panzerbelegschaft, die sich kurz vor Kriegsende 1945 durch das letzte Aufgebot der Nazis schießen muss. Ansatz: Auch Amerikaner waren damals keine Engel. Ergebnis: merkwürdiger Mix aus subversiver Actionlust und konformistischer Schlusspointe.

National Gallery

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(Foto: Kool)

Frederick Wiseman, der Großmeister des beobachtenden Dokumentarfilms, begegnet Tizian, Turner, Rembrandt, Rubens und vielen anderen. 12 Wochen drehte er in der National Gallery in London, filmte, wie die Museumsbesucher, aber auch die Kunstprofis mit den Bildern umgehen. Was sagen sie uns heute? Und wie erzählen sie? Der Film ist ein Kurs in Kunstgeschichte und ein Einblick in den Betrieb eines solchen Riesenmuseums. Vor allem aber ist er eine Liebeserklärung - von einem alten Meister an die Alten Meister.

Die Sprache des Herzens

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(Foto: dpa)

Die junge Marie Heurtin, ein enfant sauvage des 19. Jahrhunderts, blind und taub geboren, unzugänglich in ihrer Isolation. Eine Klosterschwester will ihren wilden Widerstand brechen, sie in die Gesellschaft holen, befreien. Ein ungestümer Coming-of-age-Film von Jean-Pierre Améris, der seine Intensität gewinnt aus dem Grün der Wiesen und dem Blau der Schwesterntracht. Und aus dem Spiel von Isabelle Carrè und Ariana Rivoire, die selbst taub ist. Am Ende hat die Lehrerin mehr profitiert von der Beziehung als ihr Zögling.

Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach

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(Foto: Neue Visionen Filmverleih)

Die schwermütige Welt des schwedischen Regisseurs Roy Andersson ist einzigartig. In einer Sekunde willst du dir den Strick nehmen, in der nächsten lachst du laut auf. Seine unbewegte Kamera zeigt lebende Gemälde aus Alltagsabsurdität, Existenzangst, Verlorenheit und Horror - jedes ein Kunstwerk. Besondere Kennzeichen: wächserne Gesichter im grünlichen Neonlicht vor grauer Tapete. Eine klassische Story gibt es nicht, aber zwei erfolglose Scherzartikelverkäufer tauchen immer wieder auf. In Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Hier finden Sie die Trailer-Premiere zum Film.

© SZ vom 31.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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