Der wegen sexualisierter Belästigung von Musikerinnen vorzeitig aus seiner Anstellung bei der Stadt Köln entlassene François-Xavier Roth wird im kommenden Jahr Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters. Wie vorgesehen. Dies hat der Sender in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.
Der 52-Jährige hatte nach Recherchen des französischen Satire- und Investigativmagazins Le Canard enchaîné wiederholt Textnachrichten eindeutig sexuellen Inhalts sowie Penis-Bilder an mehrere Musikerinnen verschickt. Am 5. Juli hatte die Stadt Köln daraufhin das Engagement des Franzosen als Generalmusikdirektor des Gürzenich-Orchesters ein Jahr früher als vertraglich festgelegt für beendet erklärt. Dies sei in „gegenseitigem Einvernehmen“ erfolgt, so die Stadtverwaltung. Laut Kölner Stadt-Anzeiger erhielt Roth eine Abfindungszahlung von 200 000 Euro.
Der SWR hatte bald nach der Publikation der Canard-Story eine interne Kommission eingesetzt. Sie sollte prüfen, ob es ähnliche Vorfälle schon während François-Xavier Roths Ägide als Chefdirigent des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg in den Jahren 2011 bis 2016 gegeben habe. Zudem wurden die Jahre 2020 und 2022 untersucht, als Roth als Gastdirigent beim SWR engagiert war.
Bis heute wurden dem SWR zufolge keine Beschwerden gegen den Dirigenten erhoben
Ergebnis sei, so der SWR jetzt, dass bis heute keine Beschwerden gegen den Dirigenten erhoben worden seien. Dem Sender lägen auch keine Rückmeldungen von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern vor, „die sich durch ein Verhalten von François-Xavier Roth belästigt oder benachteiligt gefühlt“ hätten. Sender und Dirigent hätten sich „auf Regularien verständigt, die ein Fehlverhalten von seiner Seite künftig ausschließen sollen und die Mitarbeitenden schützen“.
Sexuelle Übergriffigkeit, Diskriminierung oder Machtmissbrauch hätten im SWR keinen Platz, so SWR-Kultur-Programmdirektorin Anke Mai. Aber nach „vertrauensvollen Gesprächen mit den Musikerinnen und Musikern im Orchester genauso wie mit François-Xavier Roth“ sei sie überzeugt, eine Entscheidung getroffen zu haben, die den Werten des SWR entspreche. Menschen hätten eine zweite Chance verdient, wenn sie Fehlverhalten eingestünden und Konsequenzen daraus zögen.
Roth selbst wird mit der Aussage zitiert, er habe die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt und entschuldige sich bei allen, die er „verletzt und enttäuscht“ habe. Er arbeite „seit geraumer Zeit mit externer Hilfe“ an sich selbst, damit sich „derartige Fehler“ nie wiederholten. Roth tritt seinen Posten beim SWR zur Spielzeit 2025/26 an.