Er ist schon ein Erlebnis, bevor er überhaupt die Chance hatte, seinen Arm zu heben. Als Teodor Currentzis die Bühne betritt und irgendwie bescheiden ins Publikum linst, als er dann seinen Platz auf dem Podest im Zentrum einnimmt, seinen Oberkörper anspannt und in die Knie geht, um anzusetzen - gleich einer Raubkatze, die sich im nächsten Moment auf ihre Beute stürzt -, wissen vermutlich alle im Saal, was gleich passieren wird: Sie werden Zeugen eines genialen Akts in der Musikwelt sein. Das ist natürlich unfair, die Erwartungen sind hochgeschraubt, wie sollte Currentzis sie alle erfüllen? Aber der Ruf eilt dem extravaganten Griechen voraus. Musikkritiker, die ihn zu ihrem neuen Gott erklären, Dokumentarfilmer, die ihn als Klassikrebellen bezeichnen. Längst hat er sich einen Namen als herausragender Dirigent gemacht, als Ausnahmepersönlichkeit, Musik-Junkie, preisgekrönt, äußerst eigen - und folglich auch mit viel Reizpotenzial für alle, die es gewohnt sind, ein klassisches Werk in einem den Konventionen entsprechenden Stil zu hören. Dazu gehört auch die äußere Erscheinung des Dirigenten.
SWR-Symphonieorchester:Genie und Eigensinn
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Teodor Currentzis gibt in Stuttgart seinen Einstand als Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters mit Mahlers Dritter. Ein beflügelndes Debüt.
Von Ekaterina Kel
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