Süddeutsche Zeitung

Superheldenfilme:Spider-Man, Spider-Man...

15 Jahre, sechs Filme, drei Darsteller. "Spider-Man: Homecoming" startet in den Kinos und man fragt sich: Warum gibt es eigentlich so viele Spider-Men?

Von Julian Dörr

Wenn man heute nach einem Beispiel sucht, um die Rebootsucht und den Wiederverwertungswahn des Blockbusterkinos zu beschreiben, dann landet man sehr schnell bei Spider-Man. Sechs Filme in 15 Jahren, drei verschiedene Reihen mit drei verschiedenen Hauptdarstellern und drei verschiedenen Regisseuren. Jetzt also: "Spider-Man: Homecoming", der dritte Versuch. Dieses Mal mit dem jungen Tom Holland in der Hauptrolle, der nach seinem ersten Auftritt als Spider-Man in "Captain America: Civil War" seinen ersten eigenen Film bekommt.

Klingt kompliziert? Die eigentliche Geschichte der Kinofigur Spider-Man ist noch um einiges komplexer. Und führt erstmal zurück ins Jahr 1985. Damals war Marvel Comics bankrott und wollte die Filmrechte an seiner Figur verkaufen. Doch Hollywood interessierte sich herzlich wenig für Superheldenfilme. An den Kinokassen war gerade der vierte Superman-Film gefloppt.

Der einzige Produzent, der Spider-Man auf die große Leinwand bringen wollte, war Menahem Golan, dessen unabhängiges Filmstudio Cannon Films 225 000 US-Dollar für die Rechte zahlte. Einen Film konnte Golan jedoch nie finanzieren. Nach jahrelangem Hin und Her, weiteren Verkäufen und einigen Rechtsstreitigkeiten, entschied ein Gericht im Jahr 1998, dass die Rechte, die Marvel an Golan verkauft hatte, mittlerweile abgelaufen waren. So konnte das wiedererstarkte Unternehmen Marvel Comics die Rechte an Spider-Man 1999 erneut verkaufen. Diesmal an Sony, für sieben Millionen US-Dollar.

Tom Holland ist der bisher jüngste Spider-Man-Darsteller

Sony brachte Spider-Man schießlich für drei Filme ins Kino: "Spider-Man" (2002), "Spider-Man 2" (2004) und "Spider-Man 3" (2007). Auch ein vierter Teil mit Regisseur Sam Raimi und Hauptdarsteller Tobey Maguire war geplant. Doch Raimi fühlte sich von Sony unter Druck gesetzt und zog sich aus dem Projekt zurück.

2012 wagte Sony den Neuanfang und startete das Reboot "The Amazing Spider-Man" in den Kinos. War der erste "Spider-Man" noch zu einer Zeit entstanden, in der Superheldenfilme eine Ausnahme bildeten, hatte sich die Kinolandschaft in den vergangenen Jahren verändert. Iron Man, Captain America, Thor. Marvel verdiente nun richtig Geld mit einer eigenen Produktionsfirma und einem langsam expandierenden Filmuniversum. Klar also, dass Sony da mitziehen wollte. Schließlich besaß man ja die Filmrechte für eine der populärsten Superheldenfiguren überhaupt.

Sony produzierte zwei Filme mit dem "Amazing Spider-Man" Andrew Garfield. Schreckte aber aus finanzieller Vorsicht davor zurück, um seine Spider-Man-Figur einen eigenen kleinen Film-Kosmos zu bauen - mit einer Handvoll relativ unbekannter Figuren wie Venom, Black Cat und Silver Sable, an denen Sony ebenfalls die Rechte hielt, - und es so Marvel und seinem Cinematic Universe gleich zu tun. Stattdessen plante man zwei weitere Filme mit Garfield. Und verschob sie immer wieder. Bis Marvel und Sony im Februar 2017 überraschend eine neue Zusammenarbeit verkündeten. Spider-Man sollte im nächsten Film von Captain America auftauchen. Und somit Teil von Marvels Cinematic Universe werden. Was auch bedeutete: neue Solo-Kinoausflüge der Spinne. Und eine dritte Auflage des jungen Superhelden, in dessen Rolle Tom Holland schlüpft - der bisher jüngste Spider-Man-Darsteller.

Sony veröffentlicht nun also "Spider-Man: Homecoming". Der Film ist Teil von Marvels-Kinouniversum. Gleichzeitig bleiben die Rechte an Spider-Man aber weiterhin bei Sony. Ebenso wie die finale kreative Kontrolle. Marvel Studios hingegen kümmert sich weiter um den Ausbau seines Filmimperiums und die Integration von Spider-Man in dessen epische Geschichte. Es erwarten uns also jetzt erst so richtig viele Filme. Jetzt, wo eine der ikonischsten Comic-Figuren zurückgefunden hat in das heimatliche Marvel-Universum.

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