Suhrkamp-Kultur:Unter Hochstaplern

Suhrkamp-Kultur: Dichterin, Übersetzerin, Lektorin: Elisabeth Borchers (1926-2013).

Dichterin, Übersetzerin, Lektorin: Elisabeth Borchers (1926-2013).

(Foto: SV/Abbildung aus dem besprochenen Band)

"Nicht zur Veröffentlichung bestimmt" - ein autobiografisches Fragment der langjährigen Suhrkamp-Lektorin Elisabeth Borchers.

Von Helmut Böttiger

Der Titel dieses Buches - "Nicht zur Veröffentlichung bestimmt" - ist natürlich sehr kokett, aber eines scheint sicher: Es musste geschrieben werden. Ob es allerdings auch veröffentlicht werden musste, steht auf einem anderen Blatt. Elisabeth Borchers war so etwas wie eine Grande Dame der deutschen Verlagslandschaft. Man erlebte sie in erster Linie als ironisch distanziert, mit einer gewissen Souveränität, und dass sie sich heimlich vor allem als Lyrikerin begriff, verstärkte diesen Eindruck. Von 1971 bis 1998 prägte sie die große, mittlerweile fast mythische Phase des Suhrkamp-Verlags als Lektorin mit, in der Zeit also, als sich in der vergleichsweise kleinen Stadt Frankfurt die Strategien der Macht kreuzten. Siegfried Unseld hie, Marcel Reich-Ranicki da - auf ein, zwei Quadratkilometern wurden die Tragikomödien der Gegenwartsliteratur inszeniert. Erst jetzt beginnt diese Zeit in die Vergangenheit zu rücken, erst jetzt treten Autoren wie Durs Grünbein und Uwe Tellkamp in den Debatten das Erbe damaliger Suhrkamp-Autoren wie Hans Magnus Enzensber oder Martin Walser an.

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