Subkultur "Furry Fandom":Kommt ein Wolf um die Ecke

T-Shirt-tragende Katzen, sexy Füchsinnen, sprechende Wölfe: Anhänger des "Furry Fandom" beschäftigen sich mit menschenähnlichen Tier-Charakteren. Und laufen in ihren Fellkostümen auch auf die Straße. Bilder einer sehenswerten Subkultur.

Felicitas Kock

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A man puts on his wolf suit in Monterrey

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T-Shirt-tragende Katzen, sexy Füchsinnen, sprechende Wölfe: Anhänger des "Furry Fandom" beschäftigen sich mit menschenähnlichen Tier-Charakteren. Und laufen in ihren Fellkostümen auch auf die Straße. Aufmerksamkeit bekommt aktuell die mexikanische Gruppe "Furros Nuevo León". Bilder einer sehenswerten Subkultur.

Woher kommen nur diese seltsamen Zeitgenossen im Fell? Karneval? Nein. Fetisch-Messe? Wohl auch nicht. Die Anhänger des "Furry Fandom" frönen in ihren Fellkostümen nur ihrer Vorliebe für menschenähnliche Tiergestalten, sogenannte Furries. Das "Furry Fandom" geht nach der allgemein anerkannten Überzeugung des Fan-Forschers Frederik Walter Patten auf eine Science-Fiction-Tagung im Jahr 1980 zurück. Mehrere Tagungsteilnehmer starteten demnach eine Diskussion über anthropomorphe (menschenähnliche) Tier-Charaktere in der Popkultur. Die Debatte wurde im Lauf der folgenden Monate auf mehreren Veranstaltungen fortgeführt, sodass sich bald eine feste Gruppe Interessierter herausbildete.

Foto: Ein Mitglied der Gruppe "Furros Nuevo León" schließt den Reißverschluss eines Wolfskostüms.

Text- und Bildauswahl: Süddeutsche.de/feko/cag

Yote, dressed as a wolf, leaves his house to go to the university in Monterr

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In den neunziger Jahren etablierte sich dann der Begriff "Furry Fandom" und wird seither als "organisierte Wertschätzung und Verbreitung von Kunst und Literatur über 'Furries' und fiktionale anthropomorphe Charaktere" definiert. Die Mitglieder der Subkultur ziehen ihre Inspiration zu den Verkleidungen aus Comics, Cartoons und Mangas. Berühmte Beispiele sind Osamu Tezukas "Kimba, der weiße Löwe" und Walt Disneys "Robin Hood". Aber auch die "Ninja Turtles" werden verehrt - und das, obwohl sie gar kein Fell haben. Im Grunde geht es bei den "anthropomorphen Charakteren" um Tiergestalten mit menschlichen Eigenschaften - wobei sich die Fans meist sehr eng mit ihrem jeweiligen "Furry"-Charakter identifizieren.

Foto: Yote, ein Mitglied der "Furros Nuevo León", verlässt in einem Fellkostüm das Haus.

Leo and Adrian, dressed as wolves, share a moment with a barista at a coffee bar in Monterrey

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Viele "Furries" lassen sich nicht nur von Bildern und Filmen inspirieren, sondern setzen ihre Leidenschaft selbst künstlerisch um. Die literarische Bandbreite geht von eher laienhafter Fanfiction bis hin zu ganzen Romanen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der grafischen Umsetzung - von einzelnen Bildern bis zum Comicband.

Foto: Die "Furries" Leo and Adrian mit der Mitarbeiterin eines Cafés in Monterrey.

Furry Fandom Monterrey

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Die Furros Nuevo León sind nur eine Gruppe von vielen weltweit, die sich zum "Furry Fandom" bekennen. Die meisten der etwa 70 Mitglieder studieren im nordmexikanischen Monterrey Grafikdesign und Animation.

Foto: Yote in der Metro auf dem Weg zur Uni.

People, dressed as wolves, celebrate their friend's birthday in a restaurant in Monterrey

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Die größten "Furry"-Gemeinschaften finden sich in den USA, in Japan, Großbritannien und Deutschland. Hierzulande gibt es etwa 5500 Fell-Fans. Die wichtigsten Treffen, wie beispielsweise die "Eurofurence", ziehen regelmäßig mehrere hundert Besucher an. Natürlich im Fellkostüm.

Foto: "Furries" bei einer Geburtstagsfeier in einem Restaurant in Monterrey.

Yote, dressed as a wolf, takes the metro to the university in Monterrey

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Das Internet fördert die globale Vernetzung der Fangemeinde. Auf der spanischsprachigen Homepage der Furros Nuevo León finden sich, wie auch auf anderen themenbezogenen Seiten, vor allem Anleitungen zur Herstellung und Pflege der Kostüme, der sogenannten "Fursuits". Außerdem werden Bildmaterial und Geschichten verbreitet, es wird zu Kongressen und Rollenspielen eingeladen und immer wieder finden sich auch Tipps zum Umgang mit Nicht-"Furries". In Deutschland widmen sich sogar mehrere Radiosender im Netz der "Furry"-Thematik.

Foto: Ein "Furry" in der Metro.

Adrian drives his car while dressed as a wolf in Monterrey

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In der Vergangenheit wurde den "Furries" gelegentlich vorgeworfen, es ginge bei ihren Treffen nur darum, sexuelle Fantasien mit Tieren oder mit Menschen in Fellanzügen auszuleben. Mehrere Berichte aus der Szene trugen in den vergangenen Jahren jedoch dazu bei, derartige Vorurteile auszuräumen. Nicht-"Furries" mögen die außergewöhnliche Leidenschaft für anthropomorphe Wesen zwar merkwürdig finden - eine Gefahr geht von den haarigen Gesellen jedoch in der Regel nicht aus. Ein Aspekt, den die Furros Nuevo León mit den Alltagsbildern auf ihrer Homepage ebenfalls zeigen wollen.

Foto: "Furry" Adrian fährt im Fellkostüm Auto.

Alfonso and Myriam look at their son Axel in their home in Monterrey

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Anders als die Furros Nuevo León tragen nicht alle "Furries" ihre Fellkleidung in der Öffentlichkeit. Manche holen sie nur in den eigenen vier Wänden aus dem Schrank, andere zu den Kongressen. Das Ziel der mexikanischen Gruppe ist jedoch klar: Sie wollen das "Furry Fandom" in der Gesellschaft etablieren und auf der ganzen Welt verbreiten. Also nicht wundern, wenn demnächst ein mannshoher Wolf um die Ecke stapft.

Foto: Die "Furries" Alfonso and Myriam mit Sohn Axel in ihrem Wohnzimmer.

© Süddeutsche.de/pak/cag
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