Die einen haben Schuhcreme genommen, die anderen Theaterschminke. Über Generationen bemalten Schauspieler Körper und Gesicht mit schwarzer Farbe. So wurden sie nicht nur dunkelhäutig, sie verwandelten sich zugleich in das Klischee des Schwarzen, das sie im Kopf hatten, wurden zum Wilden, zum Sklaven, zum lüsternen Vieh, das die Frauen brünstig packt, wie es bei Shakespeare heißt. In seinem "Othello" ist es der "Mohr", von dem sich Desdemona "decken lässt" - und damit das Theater vor die schwierige Frage stellt, wie man diesen Titelhelden auf die Bühne bringen kann, ohne Ressentiments fortzusetzen.
"Othello" in Stuttgart:Bestie im Kopf
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Unbeschriebenes Blatt: Itay Tiran als Othello (links). Rechts: Matthias Leja als Jago und Katharina Hauter als Desdemona im Video.
(Foto: David Baltzer)Im Schauspiel Stuttgart verwandelt der Regisseur Burkhard Kosminski Shakespeares "Othello" in den Fremden schlechthin.
Von Adrienne Braun
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