Seit fast einem Dreivierteljahrhundert gilt es als Stuttgarter Ritus, in Momenten der Verunsicherung den Blick zum Turm des Hauptbahnhofs zu erheben, der dann, selbst wenn die Uhr dort fünf vor zwölf zeigt, sogleich und verlässlich Orientierung und Halt stiftet. Nun mag es merkwürdig klingen, dass irgendetwas, das mittelbar mit dem notorisch fluiden Bahnprojekt Stuttgart 21 zu tun hat, Halt stiften könnte und dann auch noch verlässlich. Aber das ist schon korrekt so, denn der 56 Meter hohe Turm aus Crailsheimer Muschelkalk, 1916 eröffnet als Teil des von Paul Bonatz entworfenen Bahnhofsgebäudes, spiegelt eindrücklich Stuttgarter Verhältnisse. Über der Heimstatt der Eisenbahn thront – als ultimative Machtdemonstration der Autoindustrie – ein riesenhafter Mercedes-Stern, fünf Meter Durchmesser. Solange der Stern sich dreht und leuchtet in der Nacht, ist die Schwabenwelt in Ordnung.
Kultur in Stuttgart:„We don’t need no Werbung“
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Statt des Mercedes-Sterns thront gerade ein gewaltiges Ballett-Plakat über dem Stuttgarter Bahnhof. Von einer Stadt, die ruhig stolz auf ihr Kulturleben sein darf.
Von Roman Deininger
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