Süddeutsche Zeitung

Klage vor US-Gericht:Erben fordern Welfenschatz zurück

  • Erben jüdischer Kunsthändler wollen die Herausgabe des Welfenschatzes einklagen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur von einem beteiligten Anwalt.
  • Die Sammlung soll 1935 unter dem Druck der Nazis verkauft worden sein, lautet die Begründung.
  • Im vergangenen Jahr hatte die sogenannte Limbach-Kommission erklärt, es gebe keine Hinweise auf NS-Raubkunst. Mit den neu erhobenen Vorwürfen geht der seit Jahren laufende Streit um den Welfenschatz weiter.

Klage vor US-Gericht

Die Erben jüdischer Kunsthändler verklagen Deutschland vor einem US-Gericht auf die Herausgabe des millionenschweren Welfenschatzes.

Der Bostoner Anwalt Nicholas M. O'Donnell sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, er habe die Klage beim Bundesgericht in Washington D.C. eingereicht. Mit beklagt sei die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, in deren Obhut sich der legendäre Kirchenschatz befindet. Die Goldreliquien seien 1935 unter dem Druck der Nazis verkauft worden, sie stünden deshalb den Erben der damaligen Besitzer zu, so der Anwalt.

Worum geht es in dem Streit?

Mit dem Vorwurf entspricht O'Donnell bereits gestellten Forderungen. Im Jahr 2008 hatten Erben jüdischer Kunsthändler Anspruch auf die Sammlung erhoben. Der damalige Verkauf sei nur unter dem Druck der Nazis zustande gekommen, argumentierten sie. Die von beiden Seiten angerufene Limbach-Kommission wies im vergangenen Jahr die Ansprüche überraschend klar zurück und sprach den Schatz der Preußenstiftung zu. Es gebe keine Hinweise auf NS-Raubkunst, hieß es in der Begründung.

Was ist der Welfenschatz?

Der Welfenschatz aus dem Braunschweiger Dom zählt zu den wertvollsten Kirchenschätzen des Mittelalters. Die Goldschmiedearbeiten aus dem 11. bis 15. Jahrhundert gelangten Ende des 17. Jahrhunderts in den Besitz des Welfenhauses, des ältesten noch existierenden Hochadelsgeschlechts Europas. Zu den bekanntesten Stücken zählen das Welfenkreuz, der Eilbertus-Tragaltar sowie das Kuppelreliquiar. 1929 kaufte ein jüdisches Kunsthändlerkonsortium 82 der Goldreliquien und verkaufte sie 1935 an den preußischen Staat.

Nach dem Krieg kam der Welfenschatz deshalb in die Obhut der Preußenstiftung. Der Welfenschatz ist im Kunstgewerbemuseum in Berlin ausgestellt und gehört neben dem Pergamon-Altar und der Büste der Nofretete zu den Hauptattraktionen der Berliner Museen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2364943
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/cag/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.