Streit beim Spiegel:"Bestürzt und erschrocken"

"Ihre Power-Point-Präsentation hat uns alle sehr beunruhigt": Spiegel-TV-Mitarbeiter fühlen sich öffentlich herabgewürdigt und beschweren sich beim neuen Geschäftsführer des Verlags - schriftlich.

Christopher Keil

Ende Mai präsentierte sich Mario Frank, 48, erstmals intern als Geschäftsführer des Spiegel-Verlages. Er sprach viel über Strategien, Vernetzungen und Zukunft. Und er sprach über Spiegel TV - beinahe beiläufig, meinen manche, die dabei gewesen waren. Doch seine Restrukturierungspläne, das Gründen einer Holding, in der die einzelnen Spiegel-TV-Produkte eingegliedert werden, sind auf erheblichen Widerstand der Betroffenen gestoßen.

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(Foto: Foto: AP)

Mit Datum vom 6. Juni haben "die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Spiegel TV" einen Brief an Frank verschickt. "Ihre Power-Point-Präsentation zur eventuellen Neustrukturierung unseres Unternehmens hat uns alle sehr beunruhigt", heißt es da.

"Tiefergehendes Zerwürfnis"

"Bestürzt und erschrocken haben wir (...) erlebt, wie Sie unser Unternehmen öffentlich herabgewürdigt haben. (...) Unsere Sorgen wachsen auch angesichts des tiefergehenden Zerwürfnisses der Geschäftsführung von Spiegel TV, welches (...) in erschreckender Offenheit zutage trat. Dass zum Beispiel von Geschäftsführer zu Geschäftsführer (Fried von Bismarck, Cassian von Salomon, Dirk Pommer, Stefan Aust, d.Red) und auch zu Ihnen die Lage des Hauses völlig unterschiedlich beurteilt wird, macht uns fassungslos."

Frank soll geäußert haben, ihm mache ein Unternehmen Angst, das bei 47 Millionen Euro Umsatz eine halbe Million Euro Gewinn mache. Spiegel-TV-Geschäftsführer Bismarck hatte den projektierten Gewinn für 2007 mit 400000 Euro angegeben, sein Kollege Salomon mit fünf Millionen. In dem Schreiben sprechen sich die Spiegel-TV-Mitarbeiter "gegen eine Zersplitterung des Unternehmens" aus. "Das traditionelle TV-Geschäft" werde auch beim Ausbau der Online-Aktivitäten "eine, wenn nicht die wichtigste Grundlage bleiben".

Am Ende wird Frank erklärt, dass SpiegelTV eine Marke sei, die bisher "der Mutter und ihren Gesellschaftern stets Gewinne beschert" habe.

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