Ein idyllisches Bergpanorama, leuchtendes Herbstlaub, ein See und davor auf einer Bank ein Nazi-Offizier. "Die Banalität der Banalität des Bösen" heißt das Bild - offensichtlich in Anlehnung an Hannah Arendt - und der Streetart-Künstler Banksy hat es mitgestaltet. Der Nazi-Offizier stammt von ihm, er hat ihn auf die Leinwand gepinselt. Zuvor hatte er das Landschaftsgemälde in einem Trödelladen gekauft.
Das Bild soll am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York versteigert werden. Zwölf Stunden vor Ende der Auktion liegt das höchste Gebot bei umgerechnet 230.000 Euro. Das wirft einmal mehr die Frage nach dem Wert von Banksys Kunst auf. Zuletzt versteigerte er anonym seine Werke - für 60 Dollar pro Stück. Einige Käufer wollten sogar noch verhandeln, um den Preis zu drücken.
Mit der Nazi-Idylle will Banksy Geld für ein New Yorker Aidsprojekt sammeln. Den New York Daily News zufolge hatte der Brite das etwas kitschige Landschaftsbild in einem Gebrauchtwarenladen gekauft. In das Bergpanorama malte er einfach einen Mann in Uniform und mit Hakenkreuz-Armbinde, der offenbar versonnen auf die Landschaft schaut. Dann brachte er es in den Laden zurück - signiert mit "Banksy" unter der ursprünglichen Signatur. Die New Yorker Zeitung fühlte sich an ein Werk der Romantik "à la Caspar David Friedrich" erinnert.
Der Laden verkauft seine Waren zur Unterstützung eines Aidsprojektes in Brooklyn - doch normalerweise ist es besserer Trödel, was da im Schaufenster steht. Das Bild aber durchbrach nicht nur schnell die Marke von Hunderttausend Dollar, es lockt auch Schaulustige an, die es bestaunen und fotografieren. Auf seiner Website nennt Banksy die Aktion: "Ein Trödelladenbild ruiniert und wieder dem Trödelladen gestiftet".
Seit Banksy in New York ist, hat er unter anderem mit einem Truck voller Stofftiere und einem sehr politischen Graffito für Diskussionen gesorgt. Zuvor war es längere Zeit ruhig geworden um den Künstler. Seit Anfang des Monats postet er täglich auf seinem Blog, was er in New York für Aktionen unternimmt.