Süddeutsche Zeitung

Street Art:Unbekannter zerstört letzten Banksy Deutschlands

  • Das letzte Werk des/der britischen Street-Art-Künstler/in Banksy in Hamburg wurde zerstört.
  • Eine Acrylglasscheibe sollte es vor äußeren Einflüssen schützen.
  • Die Zerstörung wurde offensichtlich mit Absicht vorgenommen.

Von Christopher Pramstaller

Drei Bilder hatte Banksy gesprüht, Ende Juni 2002 in Hamburg. Urban Discipline hieß das Festival, das Graffiti-Künstler in die Stadt brachte. Es war das erste Mal, dass Banksy in Deutschland malte.

Keines der 2002 im Rahmen des Festivals entstandenen Werke Banksys existiert noch. Vermutlich wurden sie übermalt, vielleicht vergessen. Banksy war weder weltberühmt noch waren seine Werke Unsummen wert. Ihre Vergänglichkeit entsprach dem Sinne der Straßenkunst und seiner Ablehnung des Kunstmarkts.

Ein letztes vollständig erhaltenes Graffito Banksys existierte jedoch noch in Hamburg. Es ist nicht nur das einzige Graffito Banksys in der Hansestadt sondern vermutlich auch das einzige bekannte Werk in Deutschland, 2003 hatte er oder sie es (die Identität des Künstlers ist nicht bekannt) gemalt. Es handelt sich um das Schablonengraffito "Bomb Hugger", das ein Mädchen zeigt, das eine Bombe umarmt.

An eine Betonsäule in der Steinwegpassage in der Hamburger Neustadt ist es gesprüht. Jahrelang war es dort ungeschützt zu sehen, bis es die Spiegelberger Stiftung 2011 mithilfe einer Acrylglasscheibe vor dem Übermalen schützen ließ.

Nun ist das Kunstwerk stark beschädigt, wenn nicht gar in seiner ursprünglichen Form zerstört worden. Ein Unbekannter hat mit blauer Farbe "Grafitti" (sic) oberhalb des Kunstwerks an die Betonsäule gesprüht. Darunter zusätzlich eine breite Linie, offensichtlich langsam gezogen, lief die Farbe in Schlieren nach unten, in den Raum zwischen Acrylglas und Betonsäule. Dripping nennt sich diese Technik, die bei Sprayern durchaus gängig ist. Wann genau der oder die Unbekannte den Schriftzug angebracht hat, ist unklar. Eine Anzeige ist bei der Hamburger Polizei bisher nicht eingegangen, die Tat scheint aber schon vor zwei Wochen stattgefunden zu haben.

Auf Twitter schreibt die Userin @miecken am 10. Februar: "Das war's dann wohl". Auf Instagram meint @toniecke am selben Tag: "Letzter #Banksy in #Hamburg ist zerstört". Die dicken blauen Letter wurden mittlerweile mit Reinigungsmittel entfernt, die Öffentlichkeit hat den Vorfall bisher jedoch kaum wahrgenommen.

Auf Nachfrage bei der Hamburger Polizei teilte diese mit, das Werk sei unbeschädigt. Die Bilder sprechen eine andere Sprache. Das meint auch Rene Spiegelberger, Gründer der Spiegelberger Stiftung, die 2011 für die Anbringung der Acrylglas-Scheibe an der Säule verantwortlich war. Wie er mitteilte, führt die Stiftung derzeit Gespräche auf verschiedenen Ebenen, um eine Restaurierung oder einen besseren Schutz des Werkes zu ermöglichen.

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