Straßenmusik:Inselklänge

Straßenmusik: Eine Soulstimme, die an Nina Simone erinnert, hat die aus Nigeria stammende Amerikanerin Iyeoka.

Eine Soulstimme, die an Nina Simone erinnert, hat die aus Nigeria stammende Amerikanerin Iyeoka.

(Foto: Bardentreffen)

Mit 90 Konzerten an drei Tagen ist das Nürnberger Bardentreffen eines der größten Sommerfestivals in Deutschland

Von Katja Auer

Die Musik der Inseln steht im Mittelpunkt des Bardentreffens in Nürnberg, Klänge von allen möglichen Inseln, die zum Teil nicht mehr verbindet, als dass sie von Wasser umschlossen sind. Da sind die britischen Inseln, die Vertreter ihrer Folk-Pop-Szene nach Franken entsenden. Seth Lakeman, Bella Hardy und Luke Jackson werden auftreten, dazu die Band Fleadh, was auf gälisch "Fest" bedeutet. Sie besteht aus deutschen und irischen Musikern, die Traditionals von der grünen Insel und Eigenkompositionen spielen werden. Für viele weiter weg, auf der Landkarte und im Bewusstsein, sind die Kapverden, die zwei Frauen repräsentieren: Die 22-jährige Elida Almeida gilt in ihrer Heimat als Shooting-Star. In einer Männerdomäne, der Reggae-Musik, hat sich Mo' Kalamity etabliert, die auf den Kapverden geboren wurde und in Frankreich aufwuchs. Sie singt gegen die Gewalt gegen Frauen an und kritisiert in ihrer Musik das Ungleichgewicht zwischen den Industrienationen und den Entwicklungsländern.

Von den Faröer Inseln kommt Eivør Pálsdóttir nach Nürnberg, die elektronische und akustische Klänge verbindet. Ebenfalls aus dem Norden reist Gunnfjauns Kapell an, eine Folkgruppe vom schwedischen Gotland, das die traditionellen Klänge pflegt. Noch mehr Inselbewohner treten auf, aus Zypern und Madagaskar, aus Japan und Sardinien. Dazu aber auch Künstler vom Festland, wie die amerikanisch-nigerianische Sängerin Iyeoka, deren Video "Simply Falling" schon mehr als 36 Millionen Menschen auf Youtube angeklickt haben. Insgesamt 90 Konzerte stehen auf dem Programm, auf neun Bühnen, die über die ganze Innenstadt verteilt sind.

Aber nicht nur das macht das Bardentreffen zu einem besonderen Festival. 1976 als Liedermacher-Wettbewerb gegründet, ist es heute, bei freiem Eintritt, eines der größten Musikfestivals Deutschlands. Ein Straßenfest, zu dem neben dem Bühnenprogramm eben auch die Straßenmusiker gehören, die sich ihr Publikum dort suchen, wo ein Plätzchen frei ist. Nürnberg ist keine Insel, trotz des Mottos, nach den schrecklichen Attentaten der vergangenen Tage ohnehin nicht. Oberbürgermeister Ulrich Maly und Kulturreferentin Julia Lehner hatten sich deswegen mit der Polizei besprochen, ob man das Bardentreffen überhaupt abhalten sollte. Ob es zu riskant sein könnte, die etwa 200 000 Besucher, die jedes Jahr das Bardentreffen besuchen, nach Nürnberg einzuladen. Nun findet es statt, es gebe keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr. Nur diese "abstrakte Gefährdungslage", wie die Polizei das nennt, die für Nürnberg ebenso wie das ganze Land schon seit einigen Jahren bestehe. Die Stadt wird nun den privaten Sicherheitsdienst verstärken, und es werden zudem mehr Polizisten beim Festival sein. Uniformiert und in Zivil. Sporadisch sollen Taschen kontrolliert werden.

Nürnberger Bardentreffen, Fr. bis So., 29. bis 31. Juli, Programm unter www.bardentreffen.de

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