Strandbilder-Ausstellung in Berlin:So sehen echte Menschen aus

Wir leben in einer Diktatur der Perfektion, selbst Supermodels werden am Computer noch bis zur Unkenntlichkeit geglättet. Tadao Cern fotografiert deshalb Menschen, wie sie wirklich sind. Trotzdem schön.

Von Ruth Schneeberger, Berlin

14 Bilder

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Vor kurzem ging ein Bild um die Welt, das die Öffentlichkeit schwer verwirrte: Cindy Crawford, angeblich nicht gephotoshoppt. Das ehemalige Supermodel, vor exakt 20 Jahren das bestbezahlte Model weltweit, ist inzwischen zweifache Mutter und geht stramm auf die 50 zu. Dementsprechend zeigte das Foto die altersüblichen Dellen an Bauch und Beinen (das auf dem Bild ist aber nicht Crawford). Inzwischen hat sich der Fotograf zu Wort gemeldet und erklärt, das Bild sei gestohlen und in betrügerischer Absicht manipuliert worden.Trotzdem ging erst mal ein Aufschrei der Begeisterung durch die Twitter-Gemeinde: Endlich mal wieder ein ungeschöntes Foto! Damit kann auch Fotograf Tadao Cern dienen, dessen Bilder derzeit in Berlin zu sehen sind.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Seine Bilder zeigen Strand-Schönheiten der besonderen Art. Nicht so, wie sie in Hochglanzkatalogen abgebildet werden, sondern so, wie sie in Wirklichkeit am Strand liegen. Also Damen älteren Semesters mit ordentlichen Rettungsringen in großgemusterten ausgeleierten Bikinis auf schrillen Badetüchern.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Und Männer wie diesen: Mütze auf, Leopardenfell drunter, Katzenfell auf dem Bauch - heidewitzka, Herr Kapitän, was kostet die Welt?

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Auf die Idee, ganz normale Menschen zu fotografieren, kam der litauische Fotograf, als er einen Strand seiner Kindheit besuchte. "Mir fiel auf, dass sich die Leute am Strand ganz anders verhalten als im Alltag. Normalerweise versuchen wir unsere Schwächen zu verstecken, sowohl die körperlichen als auch die psychischen", so Cern. Doch in diesem Zustand der absoluten Entspannung, erstens am Strand und zweitens im Schlaf, falle alle Anstrengung von den Menschen ab. Auch outfitmäßig würden sich die Strandurlauber weniger Mühe geben als sonst, glaubt Cern - womöglich, weil das alle um sie herum genauso machen.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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"Ich würde es lieben, wenn dieselben Regeln auch jenseits des Strandes gelten würden - wenn Menschen sich einfach auch im Alltag weniger Gedanken darüber machen würden, was andere von ihnen denken", erklärt der Fotograf, der über die Architektur zur Kunst gefunden hat.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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So sehen sie also aus, die echten Menschen, und es geht eine faszinierende Ruhe von Cerns Bildern aus. Nicht nur, weil die Abgebildeten auf seinen Fotos schlafen. Sondern auch, weil sie in der Tat angenehm unangestrengt wirken, als Gesamtkonzept.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Und trotzdem ist jedes seiner Bilder aus der Reihe "Comfort Zone", die seit 2014 um die Welt gehen und jetzt in der Nhow-Gallery in Berlin zu sehen sind, ein kleines Kunstwerk für sich. Die Art, wie die Strand-Beautys auf ihren Laken platziert sind, um sie herum die nötigsten Accessoires, mal Kippen, mal Badelatschen, mal eine Plastiktüte für das Hab und Gut, mal ein Hut, das Gesicht immer verdeckt, die Draufsicht immer aus der Vogelperspektive.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Manche Accessoires und Körper wirken kunstvoll aufeinander abgestimmt. Ist das nur unser Auge, das an komponierte Bilder mittlerweile so gewöhnt ist, dass es kaum noch anderes kennt? Tadao Cern jedenfalls sagt, dass keines seiner Bilder gestellt sei und er seine Sleeping Beautys alle genau so vorgefunden habe.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Und so bewundert der Betrachter, dass der schwarz-weiß-gepunktete Bikini wunderbar zum rot-weiß-karierten Badetuch passt, ...

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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... dass Männer sich auch unter sengender Sonne gerne auf Tierfellmuster betten, ...

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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... dass das berühmte Klempner-Dekolleté auch vor dem Strand nicht halt macht, ...

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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... und wie selbstvergessen und friedliebend so ein schlafendes Häuflein Mensch doch wirkt.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Weil alle Gesichter verdeckt sind, erfährt der Betrachter nichts über die Strandurlauber von der baltischen Küste und kann sich nur anhand der Accessoires etwas über sie zusammenreimen.

Comfort Zone

Quelle: Tadao Cern

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Wer die Strandschläfer noch im Original sehen oder sich Inspiration für einen entspannten Sommerurlaub holen will, muss sich beeilen. In der Nhow Gallery in Berlin sind sie nur noch bis 24. April ausgestellt, dafür aber rund um die Uhr zu sehen: Die Galerie im gleichnamigen Hotel in der Stralauer Allee hat 24 Stunden lang geöffnet.

Weitere Infos finden Sie hier.

© SZ.de/cag/dd
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