Museumspolitik:Eine Auflösung ist unwahrscheinlich

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Die Villa von der Heydt, Sitz des Präsidenten und der Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Der Wissenschaftsrat hatte im Juli die Auflösung der Stiftung empfohlen.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat die Einsetzung einer Reformkommission beschlossen. Aber wie klug ist es, jene reformieren zu lassen, die für die Krise gesorgt haben?

Von Jens Bisky

Bis in den späten Mittwochabend hat der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über das Gutachten des Wissenschaftsrates beraten - und die Einsetzung einer Reformkommission beschlossen. Deren Vorsitz soll Monika Grütters, die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Meiden übernehmen, die auch Vorsitzende des Stiftungsrates ist. Neben dem Präsidenten der Stiftung, Hermann Parzinger, und dem Vizepräsidenten sowie Vertretern von Stiftungseinrichtungen werden vier Bundesländer in der Kommission mitwirken: Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Hamburg.

Der Wissenschaftsrat hatte im Juli nach gründlicher Begutachtung die Auflösung der Stiftung empfohlen, weil die Dachkonstruktion über den Staatlichen Museen, der Staatsbibliothek, dem Geheimen Preußischen Staatsarchiv und anderen Einrichtungen mehr, die Arbeit behindere und die Entwicklung beschränke. Der Stiftungsrat hat den Einschätzungen zugestimmt und bestätigt, dass es "dringenden Reform- und Handlungsbedarf" gebe. Es soll rasch gehandelt werden, Hermann Parzinger veranschlagte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur etwa drei bis fünf Jahre. Er betonte, dass steile Hierarchien abgebaut werden und die Einrichtungen mehr Autonomie genießen sollten, wie es die Museumsdirektoren nach der Veröffentlichung des Gutachtens gefordert haben. Muss die Stiftung dafür aufgelöst werden? Der Gesamtbeirat der Stiftung, dem Direktorinnen und Direktoren von Museen, Bibliotheken, Archiven angehören, hat bereits am 17. August der Auflösungsempfehlung widersprochen. Er will die Stiftung als "eine auf historischen Zusammenhängen aufbauende Gesamtorganisation" reformieren, aber erhalten. Die Vorsitzende des Gesamtbeirats, Ute Schwens, hat an der Stiftungsratssitzung teilgenommen. Auch die Ländervertreter haben, wie Teilnehmer berichten, wenig Neigung gezeigt, die große, vom Bund und den Länder seit Jahrzehnten gemeinsam getragene Kultureinrichtung, in ihre Einzelteile zu zerlegen.

Derzeit sieht es also so aus, als wäre eine Auflösung der Stiftung unwahrscheinlich, aber das kann sich im Zuge der jahrelangen Neuorganisation bei laufendem Betrieb ändern. Das allgemeine Publikum, das an Museen wie Bibliotheken anderes schätzt als die Organigramme und Beiräte, stellt sich drei Fragen. Wie sinnvoll ist es, die Reform jenen zu überlassen, die für den derzeitigen miserablen Zustand verantwortlich sind? Wer sorgt für die zusätzlichen Mittel, die für die Reform auf jeden Fall nötig sind? Und wann zeigen die Staatlichen Museen zu Berlin wieder Ausstellungen auf dem Niveau ihrer Sammlungen und Besucher?

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