Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Filmstarts der Woche: Auf den Straßen von New York: Tanzszene aus "West Side Story".

Auf den Straßen von New York: Tanzszene aus "West Side Story".

(Foto: Niko Tavernise/AP)

Steven Spielberg erfüllt sich mit seiner "West Side Story" einen Traum, und der klassische Asteroiden-Katastrophenfilm bekommt ein Update für die Gegenwart.

Auswahl der Starts ab 9. Dezember, kurz bewertet von den Kritikern der SZ.

Adam

Mit großer Zärtlichkeit fängt die Kamera die vom Schicksal und von einer frauenfeindlichen Gesellschaft gebeutelten Frauen ein. Durch die Vermittlung eines kleinen Mädchens werden die alleinerziehende Witwe Abla (Lubna Azabal), die sich und ihre Tochter mit einer Bäckerei durchbringt, und die unverheiratet schwangere Samia (Nisrin Erradi), die auf der Straße lebt, zu Verbündeten. Ganz langsam lösen sich ihre verhärteten Züge, werden ihre Bewegungen weicher, dringt mit dem Licht auch Lebenslust und Sinnlichkeit in die Räume. So sachte wie unsentimental eröffnet Maryam Touzani diesen beiden tapferen, zähen Frauen einen Raum, verwandelt die Bäckerei in eine Bühne für ihre Solidarität und Freundschaft. Anke Sterneborg

Don't Look Up

Zwei Astronomen (Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence) entdecken einen Kometen, der die Erde zerstören wird. Diese Story kennt man natürlich aus Hollywood. Aber Adam McKay erzählt sie in einer neuen Version für die Generation Trump. Was, wenn die Präsidentin (Meryl Streep) behauptet, es gäbe gar keinen Kometen? Und sich ihr eine ganze "Don't Look Up!"-Bewegung anschließt? Eine fiese Tragikomödie über die Menschenkunst, selbst das Armageddon zu vermasseln. David Steinitz

Das große Abenteuer des kleinen Vampirs

Der kleine Vampir ist zehn, und das seit 300 Jahren. Und langweilt sich, in der romantischen Villa am Mittelmeer, wo er mit seiner Mutter Pandora und einer Menge munterer Monster lebt. Der kleine Vampir will unbedingt, man wagt es kaum zu sagen, in die Schule! Dort trifft er dann seinen ersten Freund, Michael. Also er trifft ihn nicht direkt, aber er löst ihm nachts heimlich die Matheaufgaben. Schließlich kommt Michael aber doch, ein Schock!, zum Vampir nach Hause. Im Hintergrund lauert immer der große gelbe Feind, mit seinem Sichelmondgesicht. Der französische Comic-Star Joann Sfar hat seinen beliebten kleinen Vampir in einem höchst lebendigen Zeichenfilm animiert, Nosferatu mit der Dynamik eines Marx-Brother-Films, skurril, erschreckend, monströs, frech, filmhistorisch akkurat, und sehr erotisch: in der Liebe zu einer Galionsfigur. Fritz Göttler

Lauras Stern

Laura, die nach einem Umzug ihr früheres Zuhause vermisst, findet in einem magischen, vom Himmel gefallenen Stern einen Freund. Aber auch er sehnt sich nach seiner Heimat. Eine Serie, Zeichentrickfilme, ein Musical: Die Kinderbücher von Klaus Baumgart wurden schon oft adaptiert, Laura und ihr Stern sind zu einer Marke geworden. Joya Thomes Neuauflage als Realfilm bleibt auch 17 Jahre nach dem ersten Kinofilm nah am Original. Doch wieder schafft es die Geschichte, das Publikum ein wenig zu verzaubern. Ana Maria Michel

Notre Dame

Ein zauberhaftes Liebesmärchen aus Paris, der Kapitale des Absurden. Die Filmemacherin Valérie Donzelli spielt selber die junge Architektin Maud Crayon (=Stift!), mit einem wahrhaft unbekümmerten Lächeln. Es ist eine Katastrophen-Zeit, Dauerregen, in den Apotheken gibt's deshalb Gummistiefel gratis, später kommt es dann noch zu einer rosaroten Giftwolke. Aber ein kleines Papiermodell von Maud landet (ja, ganz wörtlich: landet) im Büro der Bürgermeisterin und gewinnt den Wettbewerb um die Neugestaltung des Platzes vor Notre Dame. Doch dann müssen Maud und ihre Getreuen gegen die öffentliche Meinung kämpfen, die Obszönes in dem Entwurf sieht. Notre Dame de Phallus. Frauen vor Gericht, im Kampf für ihre Kreativität! Maud hat eine neue Liebe, und erwartet ein drittes Kind vom Ex. Fritz Göttler

West Side Story

Steven Spielberg erfüllt sich einen Jugendtraum, sein erstes Musical. Er war ein Teenager, als die erste Verfilmung der "West Side Story" von Robert Wise und Jerome Robbins in die Kinos kam, 1961, die Songs von Bernstein/Sondheim haben ihn sein Leben lang begleitet. Nun verfilmt er das legendäre Ding neu, und die Probleme, die schon vor über einem halben Jahrhundert sehr heiß waren für eine Broadwayshow, sind heute noch mal heißer geworden: Jugendunruhen auf den Straßen von New York, Bandenkriege, Rassismus, Polizeiwillkür, Gewalt gegen Frauen. Ein Tanz zwischen aggressiver Lebenslust und tragischer Unentrinnbarkeit, in der großen Stadt, die gefilmt ist wie ein Trümmerhaufen. Rita Moreno ist wieder dabei, mit 90, die schon im ersten Film spielte (und einen Oscar bekam). Fritz Göttler

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Premiere ´West Side Story" in New York

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:"Ich habe meine Familie in den Wahnsinn getrieben"

Steven Spielberg hat sich einen Lebenstraum erfüllt - und die "West Side Story" neu verfilmt. Ein Gespräch über die Gemeinsamkeiten von Musicals und Kriegsfilmen, die Zufälle, die einen guten Film ausmachen und den Grund, warum er sich im Bürostuhl übers Set schieben ließ.

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