Ganz düster kann es werden, wenn man sich ansieht, wie Deutsche sich früher auf die Antike berufen haben. Der spartanische Feldherr Leonidas, der seine Soldaten in der Schlacht bei den Thermopylen vor zweieinhalbtausend Jahren in einem Engpass in den Opfertod trieb, wurde in Adolf Hitlers Führerbunker und in Stalingrad als Vorbild für unbändigen Durchhaltewillen beschworen. Man faselte von der "ethischen Größe des dorischen Volkes" (Werner Jaeger). In der Weimarer Republik stilisierten demokratiefeindliche Philologen altrömische Wertbegriffe zu Schlagworten der konservativen Revolution. Den militärischen Drill fürs Vaterland exerzierten Studienräte in deutschen Gymnasien ersatzweise an zarten Knaben durch, in Grammatikübungen und Horaz-Versen.
Stefan Rebenichs Buch "Die Deutschen und ihre Antike":Wie man ein Ideal durch Fleiß zerstört
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Deutsches Altertum: Westansicht der Ruhmeshalle Walhalla über der Donau bei Donaustauf. Die Gedenkstätte für berühmte Deutsche wurde 1842 nach Plänen von Leo von Klenze erbaut.
(Foto: Johannes Simon)Ein Traum von Humanität - oder gnadenloses Leistungsdenken? Stefan Rebenichs Studien über "Die Deutschen und ihre Antike".
Von Johan Schloemann
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