Starnberg:Wie guter Rotwein

Starnberg: Kreativ wie eh und je: der Saxofonist Klaus Doldinger eröffnet die neue Jazzreihe in Starnberg.

Kreativ wie eh und je: der Saxofonist Klaus Doldinger eröffnet die neue Jazzreihe in Starnberg.

(Foto: Jim Rakete)

Eine Jazzreihe in Starnberg startet mit Klaus Doldinger

Von Oliver Hochkeppel, Starnberg

Jetzt bekommt also auch Starnberg seine eigene Jazz-Reihe. "All That Jazz" startet in diesem Jahr mit vier Konzerten, ist aber langfristig und auf Wachstum angelegt: 2016 soll es bereits sechs Konzerte, von 2017 an acht pro Jahr geben. Mag der Reihentitel seit Bob Fosses gleichnamigem Film aus dem Jahr 1979 auch eigentlich vergeben sein, so trifft er doch gut, was die Veranstalter vorhaben: Neben dem, was man klassischerweise als Jazz bezeichnet, werden auch Weltmusik und Crossover ihren Platz finden, was bei der stilübergreifenden Entwicklung des Jazz in den vergangenen Jahren nahezu selbstverständlich ist.

Die künstlerischen Leiter der neuen Reihe sind alte Bekannte: Manfred Frei mit seiner Gautinger Agentur "Loft Music" und Irina Frühwirth zeichnen für das Programm verantwortlich. Die Münchner Jazzfans verbinden Frei vor allem mit dem "Klaviersommer", den er 25 Jahre lang veranstaltete und organisierte, ebenso wie Konzerte im Rahmen der Opernfestspiele, der Richard-Strauss-Tage in Garmisch-Partenkirchen oder den Salzburger Festspielen. Das zweite Standbein von Loft waren Konzertfilme fürs Fernsehen, mehr als 300 hat Frei produziert, mit Jazz-, aber auch Klassikstars wie Lang Lang, Hélène Grimaud oder Kent Nagano. Seit einigen Jahren sind Frei und Frühwirth auch im Münchner Umland höchst aktiv: Die Jazzreihen in Gauting, Fürstenfeldbruck, Pullach und Landsberg wurden oder werden von ihnen betreut. Indem die Orte zu einem kleinen Tourkalender zusammengefasst wurden, konnte Frei dort auch renommierte Jazzer wie Michael Wollny, Nils Wogram, Renaud Garcia-Fons aufbieten.

Für Starnberg wird das Programm wohl exklusiv zusammengestellt, und zur Eingewöhnung bekommen die Starnberger Experimentelles zum Anfang nur in homöopathischen Dosen verabreicht. Bewährtes und Bekanntes soll ein Stammpublikum anlocken, das sich dann im folgenden Jahr auch auf Ungewohnteres wie die in der Verbindung von Musikalität und Humor einzigartige Schweizer Band Hildegard lernt fliegen einlassen. Erst einmal kommen The Gospel People im Dezember, der legendäre Drummer Pete York im Oktober und die Hammond-Orgel-Virtuosin Barbara Dennerlein Ende Juli nach Starnberg.

Für den Auftakt an diesem Dienstag hat man gar den international erfolgreichsten deutschen Jazzer der älteren Generation verpflichtet: Klaus Doldinger. Allerdings gilt für den 79-jährigen Saxofonisten das gleiche wie für edlen Rotwein: Je älter er wird, desto besser wird er. In Starnberg stellt Doldinger sein neues, soeben erschienenes Passport-Album (das 34. mittlerweile) vor: "En Route" hat wieder alles, was man von der legendären Band erwarten kann. Schon der Opener "Seven To Four" ist ein prototypischer Doldinger: Über einen pulsierenden Grundrhythmus im Sieben-Viertel-Takt legt sich ein von den typisch grellen Saxofon-Linien Doldingers getragener Ohrwurm, der sich mit überraschenden Breaks und virtuosen Soli immer unwiderstehlicher aufschaukelt.

Zum Jazzrock-Sound, der Klaus Doldinger in den Siebzigerjahren berühmt machte, kommen seit langem südamerikanische und nordafrikanische Elemente, die der 79-Jährige gerade erst wieder mit Reisen unter anderem nach Marokko aufgefrischt hat. Ohnehin hat er sich dem Titel gemäß von den vielen Einflüssen beim jahrzehntelangen Unterwegs-Sein inspirieren lassen. Und mit der soundsovielten Generation von Passport beweist er erneut, dass er in Sachen Talent-Scouting Deutschlands Miles Davis ist: Stets hat er die vielversprechendsten jungen Musiker in seine Band geholt; in der aktuellen Besetzung glänzen neben Routiniers wie dem Perkussionisten Ernst Stroer und dem gerade mal wieder aus der "klassischen" Besetzung zurückgeholten Bassisten Wolfgang Schmid unter anderem der österreichische Pianist Michael Hornek und der Schlagzeuger Christian Lettner, beide um Jahrzehnte jünger. Eine in jeder Hinsicht gelungene Mischung, mit der einem erfolgreichen Start von "All That Jazz" kaum etwas im Weg stehen dürfte.

All That Jazz: Klaus Doldinger, Dienstag, 30. Juni, 20 Uhr, Schlossberghalle Starnberg, Vogelanger 2

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