Staralbum (39):Mel Gibson

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Mel Gibson ist sogar jenem Teil Hollywoods, der kaum noch mit irdischen Sphären verbandelt ist, längst entrückt. Der Mann steht über allem - er ist das, was man im Englischen mit dem schönen Ausdruck a household name belegt. Klar, die anderen in seiner Preisklasse haben auch Leinwandpräsenz und wissen einigermaßen, was sie tun. Und doch spielt Mel Gibson längst in seiner eigenen Liga, ganz allein.

Mel Gibson (Foto: Verleih)

Da ist etwas, was man nicht lernen kann: Man sieht ihn nicht spielen. Es liegt keine Anstrengung darin, das Handwerk dahinter wird niemals sichtbar. Nur manchmal wird einem bewusst, wie viel von seinem Spiel in den Augen liegt - in Zeffirellis "Hamlet" beispielsweise, der außer Gibson wenig zu bieten hat, was einem viel Zeit lässt, ihn ungestört zu beobachten; oder in seiner ersten Hauptrolle, als zurückgebliebener Jüngling "Tim", 1979, noch ohne all das Drumherum des großen Stars. Das war dann schnell vorbei: Schon der nächste Film, George Millers "Mad Max" machte ihn zum Mann der Stunde, und irgendwann wurde dann der sexiest man alive daraus.

Das Geheimnis seines Erfolgs ist wohl, dass er selbst ein Mysterium bleibt - sehr katholisch, sieben Kinder wie "Der Patriot", und nie bereit, sich selbst preiszugeben. Er scheint nie mehr vorzugeben, als man ihm zugesteht - oder vielleicht war er auch nur klug genug, sich selbst nicht zu überfordern. Was er auch anfasst, es wurden selten Enttäuschungen daraus, eher positive Überraschungen - "Braveheart" beispielsweise, für den er den Regie-Oscar bekam. So wurde aus dem "Lethal Weapon"-Helden nach und nach eine der reizvollsten Figuren Hollywoods. In den letzten Jahren hat er eine erstaunliche Experimentierfreudigkeit an den Tag gelegt; als Schauspieler, beispielsweise in Brian Helgelands "Payback", der nicht unter Gibsons Final Cut gelitten haben kann. Und mit seiner Produktionsfirma Icon, die der Welt so unterschiedliche Filme wie Atom Egoyans "Felicia's Journey" und die Klamotte "Kevin und Perry" beschert hat.

Da merkt man dann doch, dass er mehr sein wollte als nur der schönste Mann der Welt - und wenn er heute bedauernd sagt, dass es ihm nicht gelungen ist, seine Regieprojekte durchzubringen, ohne sein eigenes Gesicht in die Kamera zu halten, könnte einen das fast ein wenig melancholisch stimmen. Aber eben nur fast. Wäre ja schade drum, ist schon in Ordnung so: In seiner Liga spielt nur er allein.

sus

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