Staralbum aus der Süddeutschen Zeitung (29):Russell Crowe

Vergesst die steifen Imperatoren und die kantigen Krieger, die Charlton Hestons und auch die Burt Lancasters! Hier kommt einer, dem es mit viriler Urgewalt mühelos gelingt, den angestaubten Helden von einst ein neues Gesicht zu verleihen. Dabei liegt das Geheimnis von Russell Crowe jenseits der sinnlichen Erscheinung, hinter der vibrierenden Wut und dem dampfenden Hass, dort, wo unter der Haut die Gefühle durchschimmern und hinter der Wehrhaftigkeit die Verletzlichkeit aufblitzt.

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Russell Crowe

Immer wieder spielt der Australier diese ausgesprochen physischen, ziemlich gewalttätigen Männer, echte Kerle, die sich auch mit eisernen Ketten nicht bändigen lassen, durchaus in der Mad-Max-Tradition seines Landsmannes Mel Gibson, aber nie lässt er sich auf einen selbstgerechten Rächer reduzieren.

Das war schon in seinem ersten großen Film so, in "Romper Stomper", in dem er einen wüsten Neonazi in seiner ganzen Widersprüchlichkeit spürbar machte, als brutale Kampfmaschine, aber auch als verlorenen Jungen; ebenso in "L.A. Confidential", wo seine ungezügelten Leidenschaften die Linie zwischen Gesetz und Verbrechen sehr schmal werden lassen. Bis heute liebt Crowe diese Gratwanderungen zwischen Gut und Böse, zwischen Held und Antiheld: Auch seinen "Insider" kostete es unendlich viel Mühe, den Heldenmut langsam aus dem Mantel von Angst und Feigheit herauszuschälen. Da zeigte Crowe erstmalig, dass er sich auch ohne physische Gewalt artikulieren, dass er eine Rolle ganz aus der Bewegungslosigkeit eines massigen Körpers herausfiltern kann und in Anzug und Krawatte genauso faszinierend wirkt wie im Brustpanzer.

cse

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