Star-Opernsänger gestorben:Ivan Rebroff ist tot

Als singender Russe bekannt geworden, starb der Mann, der eigentlich Hans-Rolf Rippert hieß, während einer Tournee-Pause. Noch im Dezember hatte er auf der Bühne gestanden. Ein Nachruf.

Der Sänger Ivan Rebroff ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Dies bestätigte seine Agentur, das Konzertbüro Richard Weber, am Donnerstag. Der Opern- und Musicalstar sei nach einem mehrmonatigen Krankenhaus-Aufenhalt in einer Klinik am Tegernsee nach Frankfurt verlegt worden. Er starb offenbar an Herzstillstand und Organversagen. Sein letztes Konzert hatte der Künstler noch am 9. Dezember in Wien gegeben. Ein Nachruf.

Ivan Rebroff

Noch im Dezember stand er auf der Bühne: Ivan Rebroff.

(Foto: Foto: dpa)

Ivan Rebroff wurde als Hans-Rolf Rippert am 31. Juli 1931 in Berlin-Spandau als Sohn eines hessischen Ingenieurs geboren. Rebroffs Angaben zufolge war die Mutter Russin, der Vater - halbjiddisch - ein zugereister Russe.

Seine schöne Stimme fiel erstmals im "Stadt-Singechor" in Halle, wo er als Gymnasiast in einem Internat wohnte - fortan sollte er Gesangsunterricht bekommen. Nach der Scheidung seiner Eltern übersiedelte Rebroff 1952 zusammen mit der Mutter in die Bundesrepublik.

In Hamburg ermöglichte ihm Prof. Oscar Rees ein Stipendium für ein Gesangsstudium an der Staatlichen Musikhochschule. Gleichzeitig nahm er Schauspielunterricht. Erst 1953 legte er sich, dem Vorbild eines großen Sängers des Moskauer Bolschoi-Theaters folgend, den Namen "Rebroff" zu. Anlass für die Russifizierung seines Geburtsnamens soll Dirigent Scholuch gewesen sein, der ihn 1954 in seinen Schwarzmeer-Kosakenchor aufgenommen hatte.

In München gestartet

Mit den Schwarzmeer-Kosaken und dem Ural-Kosakenchor unternahm der Bassbariton ausgedehnte und erfolgreiche Tourneen, die seine späteren Erfolge als "russischer" Folklore-Sänger vorbereiteten. Seine Solistenlaufbahn begann 1959 mit einem ersten Preis im Internationalen Musikwettbewerb in München.

Sein erstes Engagement trat Rebroff 1960 an der Oper in Gelsenkirchen an, von 1963 bis 1969 war er an den Städtischen Bühnen in Frankfurt/M. engagiert. Der große Durchbruch im Opernfach blieb ihm jedoch versagt.

Mit einer Folklore-LP im russischen Stil hatte Rebroff 1966 erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Die Auskoppelung einer Single mit dem Titel "Die Legende von den zwölf Räubern", machte ihn über das französische Radio in Frankreich bekannt.

Seine Weltkarriere begann 1969 am Pariser "Olympia", wo er, von Manager André Rothschild entdeckt, den Milchmann "Tevje" im Musical "Anatevka" sang. In den folgenden drei Jahren trat er dort rund 500 mal vor ausverkauftem Haus auf. Seither war Rebroff mit seiner viereinhalb Oktaven umfassenden Stimme im internationalen Musik- und Showgeschäft etabliert und weitgehend auf das Image des "Einmann-Kosakenchors" festgeschrieben.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Ivan Rebroff an seinem Erfolg arbeitete.

Ivan Rebroff ist tot

Im Deutschen Fernsehen wurde er Dauergast, mit ausgedehnten Welttourneen blieb er auf dem Markt präsent wie nur wenige in dieser Branche. Daneben gab er weiterhin Gastauftritte an den meisten deutschen Opernbühnen und wartete auch mit eigenen Opern- und Operetteninszenierungen wie etwa Millöckers/Mackebens "Die Dubarry" 1987 in Augsburg auf.

Der eigene Mythos

"Seit den 80er Jahren mit dem Ausbau des eigenen Mythos beschäftigt", so die Frankfurter Allgemeine Zeitung, geriet Rebroff dabei zunehmend zu einer Figur mit der Statur eines anarchischen Großfürsten wie aus einer Erzählung von Gogol. Über seine rein folkloristischen Konzerte hinaus erweiterte er sein Repertoire um den sakralen Bereich und ging mit Kirchenkonzerten in Europa auf Tournee.

Auf seiner ersten Russlandtournee 1988, die er unter die Zeichen "Glasnost und Perestroika" stellte, wurde er vom sowjetischen Publikum offenbar, so Rebroff im Interview mit der taz, mit "unvorstellbarem Enthusiasmus" gefeiert. Die Prawda verglich die Begeisterung gar mit Konzerten des legendären russischen Bassisten Fjodor Iwanowitsch Schaljapin, den Rebroff sein großes Vorbild nannte.

Der erfolgreiche Sänger ging auch in den letzten Jahren noch auf Tournee und erledigte ein Arbeitspensum von rund 300 Konzerten im Jahr.

Schlagzeilen anderer Art machte Rebroff in Deutschland daneben seit 1994 durch einen Rechtsstreit mit der Molkereifirma Müller, die er auf Schadensersatz in sechsstelliger Höhe verklagte, weil in einem Werbespot mit einer als Kosake verkleideten Figur der Eindruck erweckt worden wäre, Rebroff hätte für die Produkte der Firma geworben. Eine Mitwirkung des Sängers im Werbespot war zuvor an unterschiedlichen Honorarvorstellungen gescheitert. In einem Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe 1998 wurde Rebroff schließlich eine Entschädigung zugesprochen, deren Höhe über dem ursprünglich geforderten Schadensersatzbetrag lag und am gerichtlich festgestellten Popularitätswert des Künstlers gemessen wurde.

Rebroff, dessen Hauptwohnsitz sich auf der griechischen Ägäis-Insel Skopelos befand, erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um die Völkerverständigung, über rund 49 Goldene Schallplatten und eine Platinplatte für 10 Millionen verkaufte LPs seit 1975. Er galt als überzeugter Junggeselle.

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