Star-Album (246):Lauren Bacall

... nachts soll sie den Mond angebellt haben, um eine dunklere Stimme zu bekommen, und tagsüber war sie hinter Bogart her. Willkommen im Star-Album.

Von Fritz Göttler

Es ist wohl nicht ganz leicht, eine lebende Legende zu sein, und zu den Verantwortungen dabei gehört auch die, dafür zu sorgen, dass nicht Unbefugte sich mit dem Titel Legende bedenken lassen. In diesem Sinne hat vor wenigen Tagen, in Venedig zur Premiere des Films "Birth" von Jonathan Glazer, die Legende Lauren Bacall ihres Amtes gewaltet, ihr Veto eingelegt, als eine Journalistin die Kollegin Nicole Kidman als Legende bezeichnete.

"She's not a legend", so der O-Ton Bacall, "she's a beginner..." Für eine Legende, so die einfache Regel, muss man älter sein. Nicole Kidman war spontan erleichtert: "Es war toll, wie sie mit diesem Legenden-Zeugs aufräumte. Dass man mich in eine Kategorie steckt, wohin ich nicht gehöre, bürdet mir Verantwortung auf, die ich nicht will. Ich habe Lauren angerufen und ihr gedankt..."

Reality Check

Ein reality check, den Kidman als nützlich empfand. Und ein kleiner Beitrag zur Frage, was die Stars heute von denen damals unterscheidet, und was der Starbegriff heute überhaupt bedeutet. Was der Starbegriff im Zusammenhang mit Lauren Bacall bedeutet, die heute achtzig wird und kürzlich gemeinsam mit Kidman in "Dogville" in unseren Kinos zu sehen war, braucht nicht weiter reflektiert zu werden.

Jeder weiß, wie sie, in den Vierzigern, von Hawks persönlich aufgebaut wurde, mit Hilfe von Bill Faulkner, wie Bogart sie schnell unter seine Fittiche nahm, wie eine wunderbare Beziehung sich entwickelte, die vier gemeinsame Filme und jede Menge Zigarettenqualm hervorbrachte, wie elegant, mondän, überlegen Bacall in den Fünfzigern war, bei Sirk, Negulesco, Minnelli, wie sie im Hollywood-Patriarchat der letzten Jahrzehnte Eigenständigkeit und Grandeur bewahrte...

Auch sie hatte natürlich, ganz am Beginn, ein paar heilsame Rüffler abbekommen. "Nachts bellte sie den Mond an", schrieb damals ein Filmkritiker, "um eine tiefere Stimme zu kriegen, und tagsüber war sie hinter Bogie her. Sie war ein mageres, aufgeschossenes, aggressives Mädchen, ein Niemand, der in Schwab's Drugstore herumhing und mit den Studioleuten plauderte, in der Hoffnung, etwas zu erreichen." Na bitte, da hat auch Nicole wirklich noch alle Chancen...

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