Süddeutsche Zeitung

Star-Album (46):Vadim Glowna

Wenn es je einen Schauspieler gab, der für eine Nebenrolle hätte ausgezeichnet werden müssen, dann war es Vadim Glowna in Oskar Roehlers "Die Unberührbare". Was er da in kürzester Zeit an Schmerz, Verlorenheit und Selbstentblößung zeigte, war so tief empfunden, dass Glownas Niederlage gegen Edgar Selge beim letzten Deutschen Filmpreis fast wie eine Fortsetzung seiner Rolle erschien.

Und er war sichtlich enttäuscht, leer ausgegangen zu sein - als habe er gewusst, wie weit er sich vorgewagt hatte und wie gut er dabei gewesen ist. Da wird man wieder darauf gestoßen, wie wenig das deutsche Kino mit ihm anfangen konnte, während er in Frankreich immerhin bei Chabrol, Tavernier und Corneau gespielt hat - daran ändert auch sein Auftritt als kriegsversehrter Schuhladenbesitzer in Rainer Kaufmanns "Kalt ist der Abendhauch" nichts. Manchmal übertreibt er es zweifellos mit seinem traurigen Hundegesicht, mit seinem Hang zur Weinerlichkeit, aber immer vermittelt er auch den Eindruck, es würde sich mal lohnen, in dieses Tal der Tränen vorzustoßen. Doch im Fernsehen fehlen dazu allzu oft die Möglichkeiten - und die Regisseure, die das wagen würden. Was über alledem allzu gern vergessen wird, ist, dass dieser Mann 1980 für seine Regiearbeit "Desperado City" immerhin in Cannes die Camera d'Or gewonnen hat. Und in seinen weiteren Filmen wie "Dies rigorose Leben" oder "Des Teufels Paradies" hat er mit jenen ausländischen Schauspielern gearbeitet, die es in ihren Ländern so viel leichter haben als er in seinem.

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