Süddeutsche Zeitung

Star-Album (221):Omar Sharif

... wurde als Che rangenommen und als Dschingis Khan, als Erzherzog Rudolf und als Kapitän Nemo. Jetzt hat er im Star-Album eine Verschnaufpause verdient.

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Toll war das natürlich, auch für ihn, in Hollywood Karriere zu machen. Mit den großen, renommierten Regisseuren dort zu arbeiten, William Wyler, Fred Zinnemann, Sidney Lumet. ¸¸Leider", kommentiert der Star sarkastisch, ¸¸in ihren schlechtesten Filmen."

Der ¸¸Lawrence von Arabien" hat ihm das Tor zum westlichen Kino geöffnet, der Film, in dem David Lean ihn mit Peter O"Toole zum Traumpaar der sechziger Jahre machte. Als ¸¸Doktor Schiwago" ist er dann, erneut unter Leans Regie, zum Mythos geworden - und dem Kinoalltag damit irgendwie verloren gegangen.

Er musste plötzlich fast nur noch Schadensbegrenzung leisten - und es ist beachtlich, mit welcher Eleganz, Grandezza, Sorglosigkeit er die schlimmsten Plotten überlebte, all die Prinzen, Nazis, Mexikaner, Scheichs, Verführer, die man ihm unterschob.

Nur ein Exempel: ¸¸Les pyramides bleues", da ist er der idle rich par excellence, der Arielle Dombasle - sie führt auch Regie - aushält, bis sie genug hat und in ein Kloster flieht . . . Sharif wurde als Che rangenommen und als Dschingis Khan, als Erzherzog Rudolf und als Kapitän Nemo. Aber er durfte wenigstens Hagop sein, neben Claudia Cardinale, als Henri Verneuil seine eigene Familiensaga verfilmte, Armenier in Marseille.

Er suchte die Perfektion, und wenn sie im Kino nicht gewünscht wurde, verlegte er sich eben aufs Bridge, seine große Passion. Präsenz ist sein Geheimnis, am Spieltisch wie vor der Kamera, eine Allgegenwärtigkeit, die nichts Aufdringliches hat. ¸¸Wenn ich einen Film drehe, bin ich jeden Tag als erster auf dem Set und verschwinde als letzter wieder." In seiner ägyptischen Heimat galt er als ein Verräter, als er nach ein paar erfolgreichen Jahren dem nationalen Filmgeschäft den Rücken kehrte und sich mit den Juden von Hollywood einließ. Im Leben hat er seit langem die Einsamkeit gewählt. Einer seiner schönsten Filme ist ¸¸Tamarind Seed", wo er eine Liebesgeschichte hat mit Julie Andrews: Kalter Krieg, Spionage an karibischem Strand, Verführung, die Verrat bedeutet . . . Ein paar Jahre später hat sich Omar Sharif für das Glück dieses Films bei Regisseur Blake Edwards bedankt mit einem Kurzauftritt in einem der Pink-Panther-Filme.

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Quelle:
Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.71, Donnerstag, den 25. März 2004 , Seite 14
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