Süddeutsche Zeitung

Star-Album (202):Edward Norton

... ist ein Zocker der Schauspielkunst, zwischen Zurückhaltung und explosiver Brillanz.

Sie alle wissen, was sie sich kaufen wollen von ihrem Beuteanteil: ein Luxus-Auto, die tollste Musikanlage der Welt . . . Nur einer aus der Riege der Ganoven in "The Italian Job" hat keine richtigen Vorstellungen und will deshalb alles. Edward Norton klaut selbst die Träume seiner Kumpel in diesem Actionfilm. Ein Gaukler, dem man nie restlos vertrauen kann, ist Norton auch in einem anderen caper movie, "The Score", wo er Größen wie Robert de Niro und Marlon Brando etwas vormacht.

Norton, der auf den ersten Blick so unscheinbar daherkommt, manchmal beinahe unsichtbar wird, kann schlagartig eine unglaubliche Körperlichkeit auf die Leinwand bringen, eine erschreckende Aggressivität. Seit seinem Debüt in "Primal Fear/Zwielicht", wo er einen coolen Richard Gere düpierte, ist Norton ein Chamäleon, das zwischen Unschuld, einem gewissen Nihilismus und eiskaltem Kalkül oszilliert.

Und er ist ein actor's actor, ein Zocker der Schauspielkunst, zwischen Zurückhaltung und explosiver Brillanz.

Als actor's actor hat er auch schon einen eigenen Film inszeniert, den dramatischen "Keeping the Faith". Glaube, Verfehlung und Vergebung sind Schlüsselbegriffe in Nortons Filmen.

Dämonen jeglicher Art können manchmal Nortons Jedermann zersetzen. So ist sein Detektiv in "Roter Drache" in Gefahr, infiziert zu werden vom Virus der Serienkiller. Mit "American History X", "Fight Club" und "25th Hour" hat Norton die Verstörtheit und fast schizophrene Natur amerikanischer Männlichkeit bei der Jahrtausendwende dargestellt.

Als tätowierter Neonazi oder sadomasochistischer "Erzähler" in David Finchers Jeckyll-und-Hyde-Version sehnt er sich nach Schmerz, der eine innere Schmerzlichkeit betäubt. Zweifellos, Norton ist Hollywoods kafkaesker Akteur.

hasch

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SZ v. 13.11.2003
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