Staatstheater Nürnberg:Trennung vor der Premiere

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Der Opern-Regisseur Peter Konwitschny. (Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Die Nürnberger Staatsoper beendet die Zusammenarbeit mit Regisseur Peter Konwitschny. Es sei bei Proben zu einer Auseinandersetzung gekommen.

Von SZ

Das Staatstheater Nürnberg hat die Zusammenarbeit mit Regisseur Peter Konwitschny beendet. Wie jetzt bekannt wurde, trennte sich die Staatsoper bereits zwei Wochen vor der Premiere von dessen Inszenierung "Der Troubadour" am 13. November von dem renommierten, 76-jährigen Regisseur.

Was genau in Nürnberg passiert ist und wie es zu der Aufkündigung der Zusammenarbeit kam, dazu äußert sich das Staatstheater Nürnberg auf Anfrage der SZ am Donnerstag: "In einer Probensituation hat sich Herr Konwitschny in einer Art geäußert, die von Beteiligten als unangemessen und diskriminierend wahrgenommen wurde", sagte Intendant Jens-Daniel Herzog. "Die Theaterleitung kam nach Gesprächen mit mehreren beteiligten Personen zu derselben Einschätzung und hat unmissverständlich klargestellt, dass es am Staatstheater Nürnberg für Diskriminierung keinen Platz gibt. Selbstverständlich hat die Theaterleitung die interne Konfliktbewältigung aktiv unterstützt, indem sie das persönliche Gespräch mit allen Beteiligten gesucht und die Gespräche bestmöglich moderiert hat."

Peter Konwitschny selbst hatte sich im BR über den Vorfall geäußert, der auch Thema in der Sendung "Kulturzeit" vom Dienstag auf 3sat war. Konwitschny schilderte, wie er einer Person des Ensembles bei einer Probensituation Regieanweisungen gegeben und seine Vorstellungen mit einer Metapher zu illustrieren versucht hat. Konwitschnys Wortwahl empfand die betreffende Person anscheinend jedoch als diskriminierend.

Am Ende stand ein Aufhebungsvertrag

Daraufhin sei, so Konwitschny, erst mal nichts passiert, am nächsten Tag habe er eine Mail erhalten, in der ihm rassistisches Verhalten vorgeworfen worden sei. Im Gespräch mit Intendant Herzog habe er gesagt, er wolle nicht an einem Theater arbeiten, an dem er nicht offen, sondern "hintenrum" angegriffen werde. Als Konwitschny ankündigte, die Arbeit an der Produktion niederlegen zu wollen, habe auch die Theaterleitung eine Trennung als einzige mögliche Konsequenz gesehen, so das Staatstheater Nürnberg auf Anfrage: "Die Trennung erfolgte einvernehmlich auf Basis eines geschlossenen Aufhebungsvertrages." Zur Schilderung der Probensituation durch den Regisseur wollte sich das Theater nicht äußern: "Da die Darstellung eindeutig auf Herrn Konwitschnys ganz persönlicher Wahrnehmung des Vorfalls beruht, können wir diesen von Theaterseite aus so weder bestätigen noch dementieren."

Im Gespräch mit der SZ wollte sich Konwitschny am Donnerstag nicht weiter äußern. In der Causa sei alles gesagt, so der Regisseur am Telefon. Die Arbeiten an "Der Troubadour" gingen nach seinem Abgang weiter, die Endproben leitete nun die Regieassistentin Marie-Christine Lüling. Am 13. November fand die Premiere wie geplant statt - nur eben ohne Konwitschny.

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