TheaterDie Revolution war auch schon mal aufregender

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Hyperaktivität, um die Angst vor der inhaltlichen Leere zu überspielen: Josephine Tancke, Friederike Ott, Jannik Hinsch.
Hyperaktivität, um die Angst vor der inhaltlichen Leere zu überspielen: Josephine Tancke, Friederike Ott, Jannik Hinsch. (Foto: Sebastian Hoppe)

In sieben Stunden durch die Hölle: Frank Castorf verbindet am Schauspiel Dresden Büchners „Dantons Tod“ mit Heiner Müllers „Der Auftrag“, doch am Ende macht der Kapitalismus einfach weiter.

Von Peter Laudenbach

Frank Castorf weiß nicht weiter. Die Schauspielerinnen haben keine Lust mehr, sie wollen eigentlich „was ganz anderes spielen“. Der Regisseur ist genervt und reagiert mit Häme: „Das ist das Theater der heutigen Zeit, wo jeder mitquatschen kann.“ Aber dann hilft in der kleinen Probenkrise der Griff zu den heiligen Schriften, also zu Heiner Müller. Der Regisseur liest einfach ein paar Regieanweisungen aus Müllers bluttriefendem Revolutionsstück „Der Auftrag“ vor. Die armen Darsteller sollen mit dem Kopf Robespierres Fußball spielen, ersatzweise muss eine leere Champagnerflasche herhalten, weiter geht’s. Und weil Castorf jede Krise genüsslich auskostet, wird der Probenkrach mit Torsten Ranft als vorbildlich nöligem Castorf-Imitator einfach auf der Bühne nachgespielt. Irgendwie müssen die knapp sieben Stunden der Aufführung ja gefüllt werden.

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