Altersgrenze "Squid Game":Zu brutal für den Schulhof

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Auch schon bei Jüngeren beliebt: die Netflix-Serie "Squid Game". (Foto: Netflix)

In der Netflix-Serie "Squid Game" ist das Morden ein großer Spaß. Für welches Alter ist das geeignet?

Von Susan Vahabzadeh

Das Leben ist brutal, aber gottseidank noch lange nicht so brutal wie manche Filmemacher-Fantasie. In der koreanischen Netflix-Serie "Squid Game" beispielsweise werden hoch verschuldete Menschen zu so einer Art Gladiatoren, sie müssen an Spielen teilnehmen, und wenn sie sich da nicht bewähren, werden sie in die Tiefe gestürzt oder schlicht erschossen. Inhaltlich ist das eine Mischung aus den Romanen und Filmen der "Tribute von Panem"-Reihe, in denen die Reichen die Armen bei Hungerspielen um ihr Überleben kämpfen lassen, und Kleber Mendonça Filhos und Juliano Dornelles' Spielfilm "Bacurau", in dem eine Gruppe von amerikanischen Superreichen in Brasilien zum Spaß und für viel Geld Jagd auf arme Dorfbewohner machen.

"Bacurau" gewann 2019 den Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes, ein hochgelobter, kapitalismuskritischer Film, der nicht allzu viel Publikum fand. Das ist bei "Squid Game" nun ganz anders - die Serie ist der größte Publikumserfolg des Streaming-Anbieters Netflix überhaupt und mauserte sich zu einem Phänomen, das Tik-Tok-Challenges und erbitterte Diskussionen zur Folge hatte, weil die Serie inzwischen auch auf Schulhöfen debattiert oder gar nachgespielt wird, was allerdings wahrscheinlich eher nicht unter cineastischen oder gesellschaftskritischen Gesichtspunkten geschieht. Und was dann wiederum die Frage aufwirft, ob und wie Kinder auf Schulhöfen überhaupt dazu kommen, diese Serie anzuschauen, die bei Netflix eine Altersempfehlung ab 16 Jahren hat.

Die FSK, die freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, hat nun darauf hingewiesen, dass ihr die Serie nie zur Begutachtung vorgelegt wurde. Das muss sie auch nicht. "Eine Prüfung durch die FSK ist freiwillig und kann von allen Anbietern von filmischen Inhalten beantragt werden. Eine gesetzliche Vorlagepflicht besteht nicht", heißt es in der Mitteilung der FSK, und: "Anbieter im Online-Bereich können ihre Inhalte selbst einschätzen, ob diese für Kinder bzw. Jugendliche einer bestimmten Altersstufe entwicklungsbeeinträchtigend sind."

Selbst für einen Kinofilm oder eine DVD ist die Kontrolle ja eben freiwillig - allerdings hat sich der Träger der FSK, die SPIO, die Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft, dazu verpflichtet, Inhalte dort im Sinne des Jugendschutzes bewerten zu lassen, was nicht bewertet ist, findet gar nicht den Weg ins Kino, fürs Fernsehen gibt es ein ähnliches Verfahren. Für ein Kino beispielsweise ist die Freigabe dann verbindlich. Würde ein Betreiber unbegleitete Zwölfjährige in eine Kinovorstellung hereinlassen, obwohl der gezeigte Film erst ab 16 Jahren freigegeben ist, droht ihm eine Geldstrafe. Auch Netflix könnte Filme und Serien bei der FSK einreichen, aber verpflichtet sind Streamingplattformen und andere Netz-Anbieter von Filmen dazu nicht. Sie müssen aber Inhalte klassifizieren und nach dem Jugendschutzgesetz so eine Art Filter anbieten, eine Kindersicherung - das heißt: Auch bei Netflix sind Serien klassifiziert, "Squid Game" eben ab 16 Jahren. Erwachsene können eine Sperre aktivieren, die dafür sorgt, dass Inhalte, die nicht für Kinder gedacht sind, nur mit einem Pin-Code abrufbar sind.

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